The other view No. 7

Es gibt Neuigkeiten zu Thea und den Jungs, denn der Latos-Verlag wird nun auch die Bonuskapitel als Taschenbuch herausbringen. Hier ist der Link zum vorbestellen. Erscheinungsdatum ist der 8.7.! Noch findet man die drei Bonuskapitel auch kostenlos hier (unter Extras), aber ich werde sie in ein paar Tagen löschen. Dann gibt es sie nur noch als eBook und als Taschenbuch.

 

Und daher dachte ich, ich nehme das zum Anlass, um euch die siebte Szene aus Sicht der Jungs zu posten, aber diese Szene hat es ein bisschen in sich. Nicht weiter lesen, wenn ihr das Buch noch nicht gelesen habt, denn die Szene SPOILERT!!!

 

Bonusszene Nr. 7

Tom

„Gott, Tom, du bist immer noch der heißeste Mann, den ich je getroffen habe“, gurrt Annabelle.

So ein falscher Ton, denkt er, lässt sich aber von ihr einlullen. Sie streichelt über seine Brust. Es sind nicht die Finger, die er dort spüren will, aber einen Moment denkt er nicht richtig nach… Anders kann er sich nicht erklären, warum er hier mit AB ist statt bei Thea zu sein. Er denkt an seine Thea, ihren verletzten Gesichtsausdruck, und schiebt das Bild zur Seite.

Er lacht leise. „Du hast dich auch gut gehalten, AB.“

Sie leckt über ihre Lippen, bevor sie sie gegen seine drückt. Einen Moment denkt er einfach nicht nach, spürt nur diese Lippen auf seinen, so wie er schon hundert andere Lippen auf seinen gespürt hat. Es ist beinahe natürlich, sie auch zu küssen. Sie öffnet ihren Mund und beinahe wie von selbst gleitet seine Zunge in ihn. Er denkt nicht nach. Denkt nicht darüber nach, was dies für Konsequenzen haben kann, denkt nicht darüber nach, was er dem wichtigsten Menschen in seinem Leben damit antut.

Sein Gehirn ist einen Moment ausgeschaltet. Und in diesem einen Moment kracht die Tür der Vorratskammer gegen die Wand. Erschrocken löst er sich von Annabelle und fragt sich, was zum Teufel er da eigentlich macht. Er dreht sich um und sieht … sie. Thea. Seine Thea, deren Augen vor Entsetzen ganz weit aufgerissen sind. Fuck! Was hat er nur getan?

„Thea …“ murmelt er leise.

Wie der Blitz ist sie aus der Küche raus, aus dem Haus raus. Annabelle greift nach seinem Arm, versucht ihn aufzuhalten. Er befreit sich, aber er verliert wertvolle Sekunden. Sekunden, die entscheidend sein können.

Fuck! Was hat er nur getan? Er rennt hinter der Liebe seines Lebens her. Fragt sich, ob er sie verloren hat. Schiebt den Gedanken zur Seite, denn er macht ihn schwach, bringt ihn dazu, sich in eine Ecke verkriechen zu wollen, aber das geht jetzt nicht. Er muss sie finden, muss erklären, muss retten, wenn noch was zu retten ist.

Er rennt auf die Straße, schaut in beide Richtungen, aber sie ist weg. Er rennt in Richtung Hauptstraße, denkt, dass sie da lang gerannt sein muss. Wie schnell kann sie rennen? Sie hasst Sport!

Er sieht ein Taxi losfahren und flucht laut vor sich hin. Er zieht sein Handy aus der Hosentasche und ruft sie an. Sie geht nicht ran. Er versucht es wieder und wieder, aber kein Erfolg. Er ruft die Trackingapp auf, aber sie muss das Scheißding ausgestellt haben. Fuck! Wie soll er sie nun finden? Er ruft Sam an und Josh, bittet sie, ihn zu informieren, wenn sie was hören. Er ruft Julia an und dann schweren Herzens Will und Matt.

Er hat es voll verkackt!

„Hey, Alter“, sagt Will gutgelaunt. „Wo bist du?“

„Ich hab Scheiße gebaut“, meint Tom kleinlaut.

„Was ist passiert?“ fragt Will alarmiert.

Tom rauft sich die Haare, streicht über sein Gesicht. „Fuck, ich wollte das nicht! Ich bin so ein Arsch! Ich dachte, ich hätte all den Scheiß von früher überwunden, aber ich bin noch genau so ein elendiger Wichser wie damals.“

„Was hast du getan?“

„Ich hab Annabelle geküsst und Thea hat’s gesehen“, gibt er zu.

„Was?“ schreit Will. „Du verfickter Pisser!“

Im Hintergrund ist Matt zu hören.

Dann spricht Will wieder ins Telefon: „Wir versuchen sie zu erreichen. Wir treffen uns Zuhause. Und Gnade dir Gott, wenn ihr was passiert, du Arsch!“

Er legt auf und Tom hört nur das Geräusch, dass das Ende des Gesprächs markiert. „Verfickte Scheiße!“

Warum hat er das bloß getan? Er ist so glücklich mit Thea, will überhaupt keine andere als sie. Seid sie in sein Leben getreten ist, gab es nur sie. Niemanden sonst. Wieso nur? Und was war das für eine Scheiße, die er da verzapft hat? Thea ist überhaupt nicht eifersüchtig. Ganz im Gegenteil, wenn sie von so vielen Kerlen angemacht worden wäre, wie sie drei von Frauen in ihrer gemeinsamen Zeit, wäre er schon längst Amok gelaufen. Fuck!

Er setzt sich auf eine kleine Mauer, weiß nicht, was er tun soll. Vor nur wenigen Stunden waren sie noch glücklich, alles mit Matts Mom war geklärt und sie hatten die Chance, wirklich glücklich zu sein. Und dann versaut er alles. Scheißverdammter Idiot!

Wo könnte sie hin sein? Bei Sam ist sie nicht und Josh ist noch auf der Party. Julia und Linda sind ebenfalls da. Wo kann sie also hingefahren sein? Er fährt sich frustriert durch die Haare. Er kann hier nicht einfach so sitzen. Er hält ein Taxi an und lässt sich durch die halbe Stadt fahren. Er schaut am Fisherman’s Wharf, wo sie am Donnerstag gefunden wurde, er lässt sich zu ihren liebsten Restaurants und Eisdielen fahren. Er erinnert sich an das Studio von Pablo, aber er kann sie nirgendwo finden. Immer wieder versucht er sie zu tracken, aber kein Erfolg. Er ruft sie wieder und wieder an, schreibt ihr eine Nachricht nach der anderen, quatscht ihre Mailbox voll.

Nach Stunden lässt er sich nach Hause fahren, bezahlt die horrende Taxirechnung und steigt besiegt aus dem Taxi. Wenn ihr was passiert ist… Ihr darf nichts passieren. Es darf einfach nicht sein. Ein Fehler, ein verdammter Scheißfehler! Bitte, bitte, mach, dass ihr nichts passiert, denkt er. Das könnte er nicht ertragen.

Sein Gang ist langsam, seine Schritte schwer. Er schließt die Tür auf und sofort brüllt Matt: „Was hast du dir dabei gedacht?“

Dann kann das Blutbad ja beginnen, denkt er, und schließt die Tür. „Ich hab gar nicht gedacht.“

Matt kommt aufgebracht auf ihn zu. Er sieht scheißebedrohlich aus. Will hält ihn zurück, aber er schüttelt ihn ab.

„Wenn ihr was passiert ist, dann bring ich dich um“, knurrt Matt.

Tom nickt. „Dann tu es gleich. Ihr ist schon was passiert. Ihr Herz wurde gebrochen.“

Er bleibt ruhig stehen und schaut Matt in die Augen.

So vergehen mehrere Momente, bis Matt schließlich nickt. „Wenigstens geht’s dir dreckig.“

Tom lacht humorlos auf. „Das ist die Untertreibung des Jahrhunderts.“

„Wo warst du?“ fragt ihn Will.

„Ich bin durch die Stadt gefahren, hab überall geschaut. Fuck, wie konnte ich das tun?“ Er lässt sich auf einen Stuhl fallen und vergräbt das Gesicht in seinen Händen.

Will setzt sich ebenfalls. „Das ist eine interessante Frage. Warum hast du es getan?“

Tom blickt auf, sein Ausdruck leer und verloren und am Boden, besiegt. „Sie hat mir ihre Lippen auf den Mund gepresst.“

„Ach, das ist deine Geschichte? Sie hat dich geküsst?“ Matts Stimme klingt tödlich.

Tom schüttelt den Kopf. „Nein. Sie hat den Kuss begonnen und ich habe dann mitgemacht.“

„Wieso?“ fragt Will.

Tom rauft sich die Haare. „Keine Ahnung. Oder doch? Ich weiß nicht. Ich hab nicht nachgedacht. Und irgendwie fühlte es sich so normal an. Lippen auf meinen und das man diese zurückküsst. Und dann noch Annabelle, die ich schon so oft geküsst hab. Fuck! Irgendwie hat mein Körper reagiert ohne das mein Kopf eine Chance hatte.“

„Damit machst du es dir verdammt leicht“, grummelt Matt. „Ich sag dir eins, wenn diese Eskapade unsere Beziehung zu ihr torpediert, dann war’s das mit uns.“

„Matt“, wirft Will ein. „Komm schon. Er ist total fertig.“

Matt funkelt ihn an. „Das ist mir scheißegal! Er kann nicht einfach andere Frauen küssen und schon gar nicht so eine Schlampe wie Annabelle.“

Tom schlägt frustriert die Hand auf den Tisch. „Ich weiß, Matt! Du kannst mir nichts sagen, was ich mir nicht selbst sage, wieder und wieder. Ich hab Thea nicht verdient! Ich bin ein Arsch, schon immer ein Arsch gewesen. Ich weiß das!“

Was, wenn er das nicht fixen kann? Was, wenn er sie verloren hat? Das Beste, was ihm je passiert ist. Tränen bilden sich in seinen Augen und er blinzelt sie weg, will nicht heulen, will nicht zusammenbrechen. So bekommt er sie nicht wieder. Er kann sich nicht verkriechen. Er muss sie finden.

Matt schaut ihn einen Moment prüfend an. Dann legt er ihm die Hand auf die Schulter. „Wir finden sie. Ihr wird nichts passieren. Wir finden sie.“

Tom steht auf, läuft durch das Zimmer. „Fuck, ich kann hier nicht einfach so rum sitzen.“

„Wir haben schon alle angerufen. Sie alle wissen Bescheid, dass sie uns anrufen. Nicht mal Sam oder Josh werden sie verstecken“, meint Will.

„Das ist nicht genug!“ ruft Tom verzweifelt.

Matt setzt sich auf die Arbeitsfläche. „Mehr können wir nicht tun.“

„Fuck“, brüllt Tom.

„Alter, komm schon! Sie macht keinen Blödsinn“, meint Will. „Sie ist wahrscheinlich in ein Hotel gefahren, weil sie allein sein will.“

Tom schaut ihn an. „In welchem Hotel warst du mit ihr?“

„Da ist sie nicht. Ich hab schon angerufen“, meint Will.

„Wo ist sie?“ Tom boxt gegen die Wand. Seine Fingerknöchel platzen auf, aber er spürt es nicht mal. Spürt gar nichts anderes als diese Sorge um Thea. Um Thea, seine Thea. Er stützt sich mit dem Arm an der Wand ab und legt seinen Kopf dagegen. Er schließt einen Moment die Augen. Fuck, das hat er total versaut.

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13 Kommentare

  1. An dieser Stelle hab ich so mit Thea gelitten. Ich hab einige Tränchen vergossen. Wie konnte ihr Tom ihr das nur antun… *seufz*
    Schön das Ganze aus seiner Sicht zu lesen. DANKE ANNIE! 💜

  2. Ich freue mich imer, wenn ich von Thea und ihren Jungs lese. Diese Szene hatte es mir besonders angetan und sie aus Sicht der Jungs noch mal zu erleben…klasse 🙂

  3. Danke Annie, es war schon schwer zu verstehen warum Tom das gemacht hat, aber jetzt…… ich kann ihn verstehen. Manchmal ist man einfach bescheuert weil man nicht nachdenkt, aber er leidet schrecklich, armer Tom, arme Thea.
    Kannst du die Bücher nicht nochmal aus der Sicht der Jungs schreiben? Wäre bestimmt interessant.

  4. man kann es nicht oft genug lesen. Schon als ich das Buch das 1. Mal gelesen habe, habe ich mich oft gefragt, was so in den Köpfen der Jungs vorgeht bei der einen oder anderen Handlung und als ich dann das BAD Boy Magazin entdeckt habe, wow. Ich fand es so coole, dass Du genau die Szenen rausgesucht hast, die mir im Kopf rumgeschwirrt sind.
    Es war gut, dass Sonnyboy Tom auch mal was falsch gemacht hat und traurig auch, dass es ihn so gebrochen hat. Super geschrieben Annie!

    Danke

  5. Jetzt tut mir Tom aber echt Leid ! Im Buch war ich hier ganz auf Theas seite aber jetzt ……. zum Glück ist alles Gut ausgegangen! Da fällt mir auf das ich die Bücher eigentlich schon wieder lesen könnte ich liebe die Vier einfach….. Danke Annie für die Möglichkeit auch mal eine andere Sichtweise erleben zu dürfen 🙂

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