Über die Leidenschaft

Gestern habe ich etwas gehört, was mich sehr beschäftigt hat. Es geht um Leidenschaft und die Frage, ob man es wagen darf zu träumen.

Das menschliche Leben scheint lang zu sein, aber wenn man es mit der Dauer vergleicht, die diese Erde bereits existiert, wird einem bewusst, dass es nur ein Augenblick ist, der schnell vergeht. Das Leben ist einfach zu kurz, um unglücklich zu sein. Wir sollten all die Dinge tun, die uns Spaß machen, die uns Freude bereiten, die uns inspirieren. Was passiert, wenn wir es nicht tun? Dann haben wir ein miserables Leben.

Dinge, die uns froh machen, müssen nicht teuer sein. Es muss keine Designer-Handtasche sein (und mal wirklich, macht so was wirklich glücklich?), sondern Sachen, die unsere Seele berühren. Wenn wir gerne musizieren, musizieren wir. Wenn wir gerne töpfern, töpfern wir. Und wenn wir gerne schreiben, lass uns schreiben. Sucht euch die Dinge, die euch glücklich machen.

Und dann lasst euch von niemandem erzählen, dass ihr nicht gut genug seid. Zum einen ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, und zum anderen, wieso glaubt denn diese Person eine Autorität auf dem Gebiet zu sein? Wenn du gerne schreibst, bist du ein Schriftsteller. Wenn dich jemand als Amateur bezeichnet, dann nimm es wortwörtlich. Denn Amateur kommt vom lateinischen amator für Liebhaber, du bist also jemand, der etwas aus Liebe, aus ganzem Herzen macht. Und wie kann das eine Beleidigung sein?

Wenn du etwas gerne machst, tu es, und lass dich nicht aufhalten. Das Leben ist zu kurz, um es an unwichtige Dinge zu verschwenden. Lass deine Seele fliegen, in dem du die Dinge tust, die sie beflügeln.

Aber gleichzeitig gib dir Zeit. Man kann nicht ein Handyfoto gemacht haben und denken, man ist mit Henri Cartier-Bresson auf einer Stufe. Exzellenz bedeutet Übung. In der Fotografie sagt man, die ersten zehntausend Fotos, die du machst, sind schlecht. Aber das ist gut, denn aus Fehlern lernt man viel mehr als aus seinen Erfolgen. Schau dir die Sachen an, die du produzierst, und lerne, was du falsch gemacht hast, suche Wege, um es zu verbessern.

Und dann musst du auch den Mut haben, zu springen. Wenn du nach Perfektion strebst, wirst du es nie machen, denn es wird nie perfekt sein. An einem bestimmten Punkt muss man sich einfach sagen, Scheiß drauf, ich mach das jetzt. Diesen Punkt muss jeder für sich selber bestimmen, für mich ist er aber an einem Moment gewesen, an dem ich mich nicht für das schämen muss, was ich geschrieben habe, aber immer noch Raum fürs Lernen da war.

Und dann spring und hoffe, dass dir auf dem Weg nach unten Flügel wachsen.

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8 Kommentare

  1. Liebe Annie,
    vielen Dank für deine Antwort zu meinem Kommentar unter deiner Rubrik „Bücher“. Ich werde deine Ratschläge auf jeden Fall berücksichtigen und bin auch deiner Meinung, dass ich aus dem Vorwort ein kürzeres Nachwort (aus verkaufstechnischen Gründen) machen werde.
    DANKE, DANKE, DANKE für dein obiges aktuelles Kommentar „Über die Leidenschaft“. Ich weiß zwar nicht, ob ich die Inspiration für dein wunderbares Statement war (vom Zeitpunkt und Thema her, könnte es passen), ich fühle mich aber positiv angesprochen und werde meinen Traum weiter verfolgen. Noch dazu, hat mir noch nie etwas so viel Spaß gemacht („It´s never too late to live your dreams!“). Also heißt es üben, aus Fehlern lernen …. Eigenartig, das Gleiche sage ich immer zu meinen beiden Töchtern.
    Jetzt möchte ich sofort, das Erste Kapitel meines zweiten Buches fertig schreiben, aber der Alltag (blödes Haus putzen) hat mich wieder fest im Griff.
    Liebe Grüße und bleib so wie du bist,
    Tanja

  2. Mit diesem Artikel hast du mir mal wieder aus dem Herzen gesprochen, liebe Annie!

    Wie oft jagt man nach dem Glück und wünscht sich etwas und wenn man es dann hat, ist man gar nicht soooo glücklich, wie man es erwartet hat!

    Ich habe für mich festgestellt, dass es die sog. kleinen Dinge sind, die unerwarteten Dinge, die mich so glücklich machen, dass ich platzen könnte!
    Wenn mich mein Mann unerwartet in den Arm nimmt und mir sagt, dass er mich liebt; wenn mich unser Sohn einfach mal so anruft; wenn mich meine Katze küsst; wenn mir eine Patientin sagt, dass mein Lächeln sie aufgemuntert hat, als es ihr schlecht ging; wenn mich eines von „meinen“ Krippenkindern morgens mit einer Umarmung begrüßt….dann sind das die Momente im Leben, die ich nicht vergesse und die mich von innen heraus erwärmen!

    Und was du über den Mut zum Springen gesagt hast, das unterschreibe ich voll und ganz!
    Es hat mich vor ein paar Jahren ganz viel Mut gekostet, meinen alten Beruf nach über 20 Jahren an den Nagel zu hängen und noch mal neu anzufangen. Ich habe diese Entscheidung noch keinen Tag bereut! Und ich bin heute bestimmt glücklicher und zufriedener, als ich es damals war!

    Und Zufriedenheit ist für mich das größte Glück im Leben, neben Gesundheit, Familie und ein paar lieben Menschen um mich herum!

    Liebe Grüße!

    1. Ja, es sind ganz sicher die kleinen Dinge, die glücklich machen. Ich habe seit diesem Jahr ein Glücksglas. Jeden Abend schreibe ich drei Dinge auf, die mich glücklich gemacht haben. Man lernt, kleine Dinge wertzuschätzen.

  3. Annie, du bist einfach großartig!!!! Ich liebe deine Bücher und ich fange an, immer mehr deine „kleinen“ Texte zu lieben.
    Du machst mir Mut, manche Sachen einfach gelassener zu sehen, wo ich mich sonst gern drüber aufgeregt habe. Oder sie auch mal wörtlich zu verstehen, wie das Wort „Amateur“… Ich danke dir!!!!!!

  4. Salut Annie, mir gefallen Deine Bemerkungen über das Leben (wenn ich mal so sagen darf) Ich bin genau Deiner Meinung, dass man es tun soll, was einem wirklich wichtig ist. Unabhängig davon, ob man es zu höchster Reife bringt oder nicht. Mit dem Wort „amateur“ hast Du es getroffen. Hier bei uns in Frankreich benutzt ma das Wort „amateur“ tatsächlich in dem von dir genannten Sinn. Ich habe genau das getan, was Du empfiehlst: Ich lebe in Südfrankreich – das wollte ich schon lange, ich betätige mich als Künstler und stelle mit Künstlerfreunden überall aus, demnächst in Berlin. Ich habe seit einigen Jahren mich ums Schreiben gekümmert (mit schlauen Büchern) und damit begonnen. Wenn jemand meine „Glück gehabt“ , stimmt es nicht. Ich habe meine Vorstellungen (nenn es ruhig Träume) von langer Hand umgesetzt. Nun bin ich Amateur und freu mich jeden Tag darüber. Wolf – le vieux loup

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