The Irishs – Finn

Kapitel eins:

Ich verdrehe die Augen. »Ja, Mom, ich hab dich auch schon bei den ersten fünf Anrufen verstanden. Ich soll Tante Janet um zwölf Uhr am Flughafen abholen.«

»Um zehn Uhr! Gut, dass ich noch ein sechstes Mal angerufen hab.«

»Mom, das war nur ein Scherz. Zehn Uhr an Terminal 2.«

»Terminal 1!«

Ich grinse. »Wieso macht es dich so verrückt, dass deine Schwester kommt?«

Sie seufzt. »Weil sie nervig ist.«

»Vielleicht hat sie sich in den zehn Jahren, in denen ihr euch nicht gesehen habt, geändert.«

»Wer’s glaubt. Sie wird immer noch genauso einen Stock im Arsch haben, wie damals.«

»Mom, was sind denn das für Worte?«, ziehe ich sie auf.

»Finn, ich kann kein Gefoppe ertragen. Wir haben zwei Tage mit dieser Frau und dann sind wir sie wieder los.«

»Mit dieser Frau? Irgendwann musst du mal die Geschichte erzählen, wieso du deine Schwester hasst.«

Wieder dieses Seufzen. »Ich hasse sie nicht. Ich will nur nichts mit ihr zu tun haben.« Bevor ich weiter nachfragen kann, sagt sie: »Also, zehn Uhr an Terminal 1. Hast du ein Schild?«

»Natürlich, Kira hat es gemalt.« Ich lächele, als ich an meine kleine Nichte denke, die mittlerweile ein richtiger Sonnenschein geworden ist. Anfangs war sie so schüchtern und zurückhaltend, aber jetzt weiß sie, dass wir sie nie wieder hergeben werden. Keiner von uns. Brady am allerwenigsten, aber Mom ist auch vollkommen verrückt nach ihr. Das hindert sie ein bisschen daran, mich ständig zu fragen, wann es mal Enkelkinder geben könnte.

»Wie schön«, und auf einmal ist ihre Stimme ganz weich.

»Und dann bring ich Tante Janet zu euch.«

»Ja, leider.«

»Wenn du nicht willst, dass sie bei euch wohnt, wieso hast du ihr kein Hotelzimmer gebucht?«

»Wie sieht das denn aus?«

»Keine Ahnung, Mom, aber ist doch auch scheißegal. Wichtig ist doch nur, dass es dir gut geht. Du hättest  sagen können, dass bei euch renoviert wird.«

Sie ist einen Moment still. »Das ist mir nicht eingefallen. Mist.«

»Wenn sie dich nervt, schmeiß sie raus. Niemand muss sich von seinen Verwandten nerven lassen.«

»So einfach ist das nicht. Du hast ja keine nervigen Verwandten.«

»Äh, Cillian und Co.?«

Sie seufzt. »Die hab ich fast vergessen. Aber sie sind nichts gegen meine Schwester.«

»Ich weiß nicht, Mom, Cillian hat versucht, Jennas Karriere zu zerstören.«

»So ein kleiner Scheißer.«

Ich grinse erneut, als ich sie fluchen höre. Mom tut das eigentlich nicht. Niemals. »Aber du siehst, wie wir mit Cillian umgegangen sind. Wir haben ihn kalt gestellt.«

»Er lebt doch noch«, meint sie verwirrt.

»Kalt gestellt, nicht kalt gemacht.«

»Ach so, ja. Puh. Ich weiß echt nicht, wie ich die zwei Tage überstehen soll.«

»Das klappt schon. Dad ist doch auch noch da.«

»Leider.«

»Was soll das denn heißen?«

Dieses Seufzen enthält echt das ganze Leid der gesamten Welt. »Du weißt doch, wie Patrick ist.«

»Wie ist er denn?«

»Er kann seine Klappe nicht halten. Entweder macht er unangemessene Scherze oder er verteidigt diejenigen, die zu ihm gehören.«

»Aber das ist doch ganz süß, wenn du einen Beschützer hast.«

»Er wird es nur schlimmer machen.«

»Und wenn du ihm sagst, er soll sich nicht einmischen?«

»Er verspricht es dann, nur um es bei erstbester Gelegenheit geflissentlich zu vergessen.«

»Soll ich als Puffer da bleiben? Ich hab zumindest Zeit bis sieben, dann muss ich in den Club.«

»Würdest du? Oh, das wäre großartig!«

»Hol dir doch sonst abends auch noch Hilfe von jemandem. Wenn sie tatsächlich so ein Snob ist, lad doch Cam ein.«

»Cam ist kein Snob!«, empört sie sich.

»Nein, natürlich nicht, aber er ist unser Aushängeschild für Reichtum und Luxus«, meine ich lachend. Cam kann gar kein Snob sein, schließlich ist er schon seit immer mein bester Freund.

»Ja, das stimmt. Kann er vielleicht mit einem Porsche vorfahren?« Sie lacht auf.

»Frag ihn. Er macht das bestimmt für dich möglich.« Er könnte sich wahrscheinlich selbst einen leisten, aber Cam ist nicht so der Typ, der sein Vermögen raushängen lässt. Außer beim Verlobungsring für Sam. Da hat er vielleicht ein winziges bisschen übertrieben.

»Wieso tue ich mir das an?«

»Das weiß ich auch nicht, Mom. Echt nicht.«

»Ich hätte sagen sollen, dass sie bleiben soll, wo der Pfeffer wächst.«

»Wieso hast du es nicht?«

»Weil sie meine Schwester ist und man das nicht macht.«

Sie hat natürlich recht. Ich würde für meine Verwandten auch alles tun, wobei es einen Unterschied gibt. Ich kann sie leiden. »Dann kommen wir da durch.«

»Ich hoffe es. Also zehn Uhr an Terminal 1.«

(Unkorrigiert.)

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