Bonusszene Ganz bestimmt nicht er

Stella

Ich hasse umziehen. Ich erwähne das nur fürs Protokoll. Und in diesem vermerke ich außerdem noch, dass ich es nie wieder tun werde. Wenn diese Beziehung aus welchen Gründen auch immer scheitern sollte, dann behalte ich das Haus – auch wenn Theo es gekauft hat.

Ich hebe den Karton aus dem Truck, laufe durch den Vorgarten, als mir mein sexy Lebensgefährte entgegenkommt. »Nur damit du es weißt: Ich werd nie wieder umziehen.«

Er grinst, bevor er mir den Karton abnimmt. »Alles klar.«

»Nein, du verstehst nicht. Wenn wir uns trennen, bekomm ich dieses Haus, weil ich nicht mehr ausziehen werde. Niemals. Im Zweifel bin ich dann eine Hausbesetzerin.«

»Verstanden.«

»Ich mach keine Scherze.«

Theo läuft mit mir zurück zum Truck, stellt den Karton auf einen anderen, hebt dann beide hoch.

»Du bist so ein Scheißangeber«, murre ich, während ich einen einzelnen Karton hochnehme.

Lachend läuft Theo vor mir her, was ich nicht schlecht finde, schließlich hat er einen echt knackigen Hintern. Ich gehe die wenigen Stufen zur Veranda hoch, trete durch die Eingangstür. Wie jedes Mal, verschlägt es mir den Atem – und nein, das liegt nicht an dem Chaos, das hier momentan herrscht, sondern an diesem wunderbaren Haus.

Es ist wirklich ein Traum – allerdings muss man sagen, dass die Nachbarschaft nicht die beste ist. Schließlich wohnt die, die nicht genannt werden darf, in derselben Straße, in Theos anderem Haus. Ich darf gar nicht darüber nachdenken, dass ich mir offensichtlich einen Großgrundbesitzer geangelt habe.

Aber dieses Haus … Wir haben es betreten, und ich wusste einfach, dass es unseres ist. Dass es meins ist.

Es ist ein offener Grundriss, und man kann vom Eingang in den Garten schauen. Der momentan noch diese wunderschöne Wildnis ist, entlang des Bear Creeks, den ich schon immer geliebt habe. Nur deswegen habe ich akzeptiert, dass wir in der Nähe von … von … na ja, von Theos Schwägerin wohnen. Allerdings hoffe ich, dass sie keinen einzigen Schritt in meine Richtung machen wird …

Ich stelle den Karton ab, lehne mich gegen die Kücheninsel und seufze. Das goldene Licht des Spätnachmittags verzaubert alles, und ich komme mir vor, wie im Märchen. Wenn mir Vögel und Mäuse morgen früh beim Anziehen helfen, würde mich das nicht wundern.

Theo legt mir den Arm um die Schultern. »Glücklich?«

Ich grinse ihn an, kräusele die Nase. »Ehrlich? Erst, wenn wir mit diesem Scheißumzug fertig sind.«

Er drückt einen Kuss auf meine Schläfe. »Ich schaff den Rest allein.«

»Das will ich auch nicht. Sonst wirst du irgendwann unseren Enkeln erzählen, dass ich schon am Anfang unserer Beziehung ein Faulpelz war.«

Ich schlinge meinen Arm um seine Hüfte, kuschele mich gegen ihn. Es gibt nichts Besseres, als einen großen Mann, damit man sich so geborgen fühlt. Habe ich mir gut ausgesucht, wenn ich das mal so feststellen darf.

»Na, dann, komm. Wir haben ja nicht mehr viel.«

Gemeinsam treten wir nach draußen, holen die restlichen Sachen herein, bevor ich mich auf die Couch, die noch in Folie verpackt ist, fallen lasse. »Hier zieh ich nie wieder aus.«

Theo grinst, bevor er sich neben mich setzt. »Wie gut, dass es unser Zuhause ist.«

Ich küsse ihn, werde aber durch das Knurren meines Magens unterbrochen. »Wie wäre es, wenn ich Pizza hole?«

»Ich kann das auch machen.«

Ich grinse ihn an. »Wie sehr hasst du mich, wenn ich jetzt sage, dass ich drauf gehofft hab?«

Er lacht, bevor er mir einen kleinen Schubs gibt. »Ich könnte dich nie hassen.«

Während Theo bei Louis, dem einzigen Pizzabäcker der Stadt, unser Essen besorgt, fange ich – unter dramatischem Geseufze – an, die Küche einzuräumen. Meine Freundinnen waren gestern alle da, um mir beim Putzen zu helfen. Seien wir mal ehrlich: Die Wahrscheinlichkeit ist nicht groß, dass ich innerhalb der nächsten zehn Jahre noch mal die Schränke auswaschen werde.

Währenddessen hat Theo mit Derek die Möbel im Schlafzimmer aufgebaut, weil wir letzte Nacht schon hier geschlafen haben. Und es war die schönste Nacht meines Lebens. Nicht nur, weil sie im neuen Haus war, sondern auch, weil es mit Theo magisch ist.

Ich öffne den Kühlschrank, der überhaupt nicht überdimensioniert ist. Sogar ich würde hineinpassen. Aber Theo meinte, ein kleineres Gerät würde bei der Größe der Küche nicht wirken. Und weil ich von diesen Dingen keine Ahnung habe, verlasse ich mich auf ihn.

Ich packe die wenigen Einkäufe, die wir mitgenommen haben, weg, bevor ich das Geschirr und die Gewürze einräume. Theo ist der Koch in der Familie, weswegen er aussuchen durfte, wo sie hinkommen. Schließlich wird es selten bis gar nicht vorkommen, dass ich sie brauche.

Als ich die Tür höre, lächele ich, hole zwei Flaschen Bier heraus, trete zur Couch.

»Pizza!«, rufe ich, als er den großen Karton zwischen uns stellt. Und das ist genau der Grund, wieso das Sofa noch eingepackt ist. Vielleicht sollten wir es dabei belassen …

Ich reiche ihm eine Flasche, öffne dann meine, bevor wir anstoßen. »Wir müssen was sagen.«

»Das ist deine Stärke.« Theo grinst mich an. Manchmal vergesse ich, dass er ein bisschen grummelig ist, denn bei mir ist er es nicht. Wobei es mir wohl auch nicht auffallen würde, schließlich kann ich eine Unterhaltung auch ganz gut allein bestreiten. Dann weiß ich wenigstens, dass jeder was Gutes zu sagen hat.

»Dann auf unser Traumhaus – aus dem ich nie wieder ausziehen werde – und auf dich. Weil du mein Gejammer erträgst und mir dann auch noch Pizza kaufst.«

Er lässt seine Flasche gegen meine klingen. »So schlimm war es ja auch gar nicht.«

»Trotzdem. Du bist ein echter Held.«

»Das find ich tatsächlich auch.« Er grinst, als ich nach ihm schlage, aber dann siegt der Hunger, und ich öffne den Karton.

Halb Spinat und Champignons und Halb Schinken. Ist dieser Mann perfekt oder ist er perfekt?

Ich beiße in ein Stück, nicke dann vor mich hin. »Ich mein, Louis ist auch der einzige, aber seine Pizza kann schon was.«

»Da haben wir echt Glück.«

Nickend beiße ich noch einmal ab, bevor ich nach meiner Bierflasche greife und einen Schluck trinke. Pizza und Bier. Die beiden wurden doch füreinander erfunden. Ganz sicher.

»Ich hab schon mit der Küche angefangen. Du musst mal gucken, ob es dir so passt. Schließlich muss ich nur an die Kaffeetassen kommen.«

»Da fällt mir noch was ein …« Theo steht auf, tritt an die Tür zur Vorratskammer, in die ich bisher noch nicht geschaut habe, weil ich froh war, dass Chaos nicht sehen zu müssen. Einen Moment verschwindet er, und dann kommt er mit einem großen Karton heraus, den er auf die Kücheninsel stellt.

»Ist es das, was ich nach den Bildern außen hoffe?«

»Ist es.«

Ich springe auf, klatsche in die Hände. »Eine Kaffeemaschine!« Und zwar so eine richtig gute. Eine, mit der ich Frankie Konkurrenz machen könnte.

Aber sie muss sich keine Sorgen machen. Ich werde trotzdem noch jeden Tag in den Coffee-Shop kommen.

Jubelnd falle ich Theo um den Hals. »Dann kannst du mir jetzt immer besondere Kaffeespezialitäten zubereiten.«

Er lacht auf. »Du meinst wohl, du kannst das.«

Ich seufze. »Fein, ich nehm Privatstunden bei Frankie, und dann … Das wird der beste Kaffee deines Lebens.«

»Übrigens ist dein Bier umgekippt.«

Und deswegen haben wir die Folie noch nicht von der Couch gemacht …

Nach dem Essen räumen wir gemeinsam die Küche ein, und Theo baut die Kaffeemaschine zusammen, die mit einer fünfzigseitigen Anleitung kommt. Ich wusste nicht, dass man für manche Geräte einen Uniabschluss braucht. Wie gut, dass wir die andere Maschine noch nicht weggegeben haben. Die brauchen wir wahrscheinlich morgen früh dann wieder.

Die Sonne geht spät unter, weswegen wir noch eine ganze Weile einräumen, bevor wir dann nach oben gehen. Ich eile ins Bad, steige aus meinen Leggings und dem Sport-BH, und stelle mich unter die Dusche. Seufzend wasche ich den Schweiß und Staub von meiner Haut. Wenn man sich so richtig ekelig fühlt, gibt es nichts Besseres als eine Dusche.

Und es wird sogar noch besser, wie ich durch die beschlagene Glaswand sehe.

Theo tritt zu mir, und wie immer werde ich quasi von ihm angezogen. Sofort schlinge ich meine Arme um ihn, drücke einen Kuss auf seine Brust. Er legt seinen Daumen unter mein Kinn, hebt mein Gesicht an. »Ich liebe dich.«

Ich strahle, als ich diese Worte höre. »Ich dich auch.«

Und aus dem folgenden Kuss wird einfach so viel mehr …