Bonusszene Roan

Kennenlernen aus Sicht von Roan

Keine Ahnung, wieso ich mich dazu überreden lassen habe, vor meinem Fight noch ins Juicy’s zu gehen, aber hier sitze ich nun, schaue zu, wie mein Cousin Finn mit seinem Chef Matt quatscht. Einen lausigen Drink hat er mir spendiert. Matt, meine ich. Nicht Finn, der eine ziemlich strikte Meinung zu Familienrabatten hat.

Neben mir räuspert sich jemand, und ich werfe ihr einen Blick zu.

»Hey, was muss ein Mädchen tun, um was zu trinken zu bekommen? Die Titten auspacken?«, ruft sie Finn, dem Barkeeper, zu.

Er sieht zu ihr, grinst sie an, was dazu führt, dass ich sie mir ebenfalls genauer ansehe.

»Wenn du sie rausholst, hätte ich nichts gegen einen Blick«, raune ich ihr zu.

Sie schaut zu mir, erst gegen meine Brust, dann steigt ihr Blick höher und höher bis sie in meinem Gesicht landet.

»Normalerweise wird dafür viel Geld gezahlt.«

Ich lache auf, mag Frauen, die schlagfertig und selbstbewusst sind. Weil sie mich quasi dazu eingeladen hat, starre ich ihr ohne Scheu auf die Titten. Sie sehen grandios aus. Ich lecke mir die Lippen, wünschte mir, ich könnte an ihren Nippeln saugen.

»Das kann ich mir vorstellen.«

Finn gibt mir einen Stoß gegen die Schulter. »Roan, ich erzähl deiner Mutter, dass du fremden Frauen in den Ausschnitt glotzt.«

So ein verdammter Cockblocker! Sieht er denn nicht, dass ich die Kleine hier anbaggere?

»Du bist eine scheiß Petze, Finn.«

Aber er lacht nur, bevor er zu ihr sagt: »Hier servieren wir den Frauen Getränke, ohne dass sie ihre Titten zeigen müssen.«

»Gut zu wissen. Ich war mir nicht sicher.« Fuck. Ihr Grinsen ist einfach unwiderstehlich. »Ich nehm einen Gin Tonic und einen Shot Patrón.«

»Einen Augenblick.« Er hat die Frechheit, ihr zuzuzwinkern, und dafür würde ich ihm gern in seinen beschissenen Arsch treten.

»Den Tequila nehm ich auch«, sage ich.

»Hast du denn Kohle?«

Wenn man seinen Bruder umbringt, nennt man das Fratrizid, aber was sagt man, wenn man seinen Cousin tötet? Egal, aber das wird passieren, wenn er nicht aufhört, so ein Penner zu sein.

»Ich dachte, Cousins trinken hier umsonst.«

»Haha. Ist nicht.«

Bevor ich ihm die Fresse polieren kann, sagt sie: »Ich lad ihn ein«, und zückt ihre Kreditkarte.

Ich lächele sie an, lege all meinen Charme und Sexappeal in dieses Lächeln. »Danke. Ich kann mich auf der Toilette revanchieren.« Wobei ich nicht weiß, ob das ein Geschenk für sie oder für mich wäre. Schließlich wäre Sex doch beidseitig nett. Zumindest hoffe ich das.

»Ich wusste nicht, dass du ein Callboy bist.«

Gott, ich liebe schlagfertige Frauen. »Dafür wird viel Geld gezahlt.« Finn, der soeben mit unseren Getränken kommt, lacht sich halb tot.

»Touché«, meint sie grinsend. Sie nimmt die Limettenscheibe auf, benetzt ihren Handrücken und streut Salz drauf.

Ich tue es ihr gleich, aber bevor sie an ihrer Hand lecken kann, tue ich es. Sie schmeckt nach Salz und nach was anderem. Sie sieht mir in die Augen, grinst, als sie nach meiner Hand greift, um sie mit ihrer Zunge zu berühren. Fuck. Bestes Vorspiel. Heiß.

Wir trinken den Tequila, beißen in die Limette, deren Säure Tote zum Leben erwecken kann.

»Du schmeckst gut«, sage ich so anzüglich wie möglich, ohne creepy zu wirken. Ich hoffe, das hat geklappt.

»Du bist auch nicht ganz so schlecht.«

Ich grinse. »Und du bist echt großzügig mit deinen Komplimenten.«

»Immer.«

»Noch einen?«, fragt sie.

»Einer geht noch.«

Sie sieht mich neugierig an. »Ach, hast du noch was vor?«

»In der Tat.« Und es stimmt. Ich habe heute noch einen Termin mit dem Käfig.

»Was machst du denn noch?«, fragt sie neugierig.

Das macht mich froh, weil es sich so anfühlt, als würde sie sich für mich interessieren. Also beuge ich mich zu ihrem Ohr und flüstere: »Wenn ich dir das erzähle, müsste ich dich umbringen.«

Sie lacht auf. »Ist das so?«

Ich zwinkere ihr zu. »Wusstest du, dass Franzosen Orgasmen als petite mort bezeichnen?«

»Aber du bist doch Ire.« O ja, die Kleine hängt an meiner Angel. Ich allerdings auch an ihrer. Frech, schlagfertig, selbstbewusst. Eine absolute Traumfrau.

»Was hat mich verraten?« Ich lache sie an.

»Rote Haare und Sommersprossen.«

Ich streiche mir durch die Haare. »Hey, das ist Kastanienbraun.«

»Ach, ehrlich?«, fragt sie, als sie über meinen kurzen Bart streicht. Ich gebe es zu, ich lehne mich in ihre Berührung. Bevor sie die Hand wegziehen kann, greife ich nach ihr, schmiege sie gegen meine Wange. »Wie heißt du eigentlich?«

»Jenna.«

»Es ist mir ein Vergnügen, Jenna, aber ich muss wirklich gleich los. Gibst du mir deine Nummer?« Ich halte den Atem an, hoffe, dass sie Ja sagt, weil ich sie unbedingt wiedersehen will. Nicht nur ist sie atemberaubend schön. Sie ist auch einfach grandios. Viel mehr als nur eine Bekanntschaft in einer Bar, auch wenn es die heißeste der Stadt ist. Vielleicht gehen wir auf ein Date.

Sie greift nach einem Stift, der auf der Theke liegt, greift nach meiner Hand, bevor sie ihre Nummer auf meinen Unterarm schreibt. In riesigen Ziffern.

Ich lache auf. »Ich brauch keine Brille.«

Sie grinst mich an. »Ich will kein Risiko eingehen.«

»Verstehe.« Ich beuge mich zu ihr, drücke meine Lippen gegen ihre Wange, bemerke die Gänsehaut. Gott sei Dank hat sie mir ihre Nummer gegeben! Das hier hat Potenzial! »Ich ruf dich auf jeden Fall an.«

Sie nickt, bevor ich mich umdrehe, aber das fühlt sich so falsch an. So verdammt falsch. Als hätte ich jetzt diese eine Chance, die ich ergreifen muss. Wenn ich jetzt gehe, dann habe ich es versaut. Und das will ich nicht.

Keine Ahnung, was es ist, aber ich will sie. Unbedingt.

Also drehe ich mich um, schaue sie an. »Oder willst du mitkommen?«

Überrascht sieht sie mich an. »Zu einem Dreier?«

Ich tue, als würde ich überlegen. »Ich mag, wie du denkst. Aber nein. Zu was anderem.«

»Zu was?«, fragt sie, weil sie Verstand hat.

»Es ist ein Abenteuer«, sage ich und halte ihr meine Hand hin.

Und dann liegt plötzlich ihre Hand in meiner. Nichts hat sich je so gut angefühlt wie das.

Wir nehmen ein Uber vor der Bar. Ich halte ihr die Tür auf, setze mich neben sie, greife wieder nach ihrer Hand, streiche mit dem Daumen über ihre Finger. Nachdem ich sie einmal angefasst habe, kann ich mir nicht vorstellen, sie jemals wieder loszulassen. Ihre Hand in meiner fühlt sich einfach nur so verdammt perfekt an.

»Wo sind wie hier?«, fragt sie, als ich aus dem Wagen steige.

Wir sind in einem Industrieviertel, das ich mittlerweile wie meine Westentasche kenne, aber für einen Besuch mit einem Fremden – und das bin ich für sie –, ist es wahrscheinlich ein bisschen gruselig.

Trotzdem grinse ich sie an, hoffe, dass ich ihr dadurch ihre Sorge ein wenig nehmen kann. »Lass dich überraschen.«

Sie zögert kurz, bevor sie ebenfalls aussteigt. Ich greife nach ihrer Hand und ziehe sie in Richtung des Gebäudes, in dem der Kampf stattfinden wird.

»Nicht so schnell!«, ruft sie, aber wir haben keine Zeit mehr, deswegen muss sie in ihren lächerlich hohen Absätzen rennen.

»Wir sind schon spät dran.«

Ich klopfe an die Tür, die von einem Riesen geöffnet wird. Ich meine, ich bin groß, aber gegen ihn wirke ich wie ein kleiner Junge.

»Du bist spät dran«, erklärt der Bouncer.

»Jetzt bin ich ja da, Dima.«

»Und sie?« Er nickt zu Jenna.

»Gehört zu mir.«

Er betrachtet sie, bevor er sagt: »Sie soll sich benehmen.«

»Dima!«, kommt da plötzlich Boris’ Stimme. »Begrüßt man so seine Gäste?« Der Veranstalter der Fights lächelt Jenna an, was mir einen Schauer über den Rücken laufen lässt. Ich will nicht, dass er sie auch nur einmal mit seinen schmierigen Fingern anfasst.

»Ich bin Boris. Entschuldigen Sie bitte diesen Bauern, der keine Manieren hat.« Er reicht ihr die Hand. Sie zögert, ergreift sie dann aber trotzdem, und bekommt einen Kuss auf den Handrücken.

Am liebsten will ich ihn am Kragen packen und ihm den letzten Atemzug aus dem Körper pressen. Wenn er nicht sofort seine Finger von ihr nimmt …

Er nickt zu mir. »Roan, du musst los«, dann wendet er sich an Jenna, »aber ich würde mich freuen, wenn Sie mir Gesellschaft leisten. In meiner Loge.«

Sie sieht unsicher aus, weswegen ich zwischen die beiden trete, sie vor seinen anzüglichen Blicken abschirme. Ich weiß, dass ihre Titten spektakulär aussehen, aber das ist kein Grund, dass er sie die ganze Zeit anstarren muss. Dass ich das auch getan habe, vergesse ich einfach mal.

»Ist das für dich okay? Oder möchtest du lieber am Ring sitzen?« Als ich die Verwirrung in ihrem Gesicht sehe, wird mir erst bewusst, dass sie noch gar nicht weiß, wo wir überhaupt sind.

Sie tritt einen Schritt zur Seite, bevor sie sagt: »Da es mein allererstes Mal ist, würde ich gern am Ring sitzen, wo ich alles sehen kann.«

Als ich diese Worte höre, bin ich so erleichtert. Ich hätte sie niemals guten Gewissens mit Boris alleingelassen.

»Dann lassen Sie mich Sie wenigstens zu Ihrem Platz begleiten.« Er reicht ihr seinen Arm, und mir stellen sich alle Nackenhaare auf. Als ich ihren ängstlichen Blick sehe, nicke ich ihr aufmunternd zu, bevor ich zu meiner Umkleide eile.

Ich bin erst im zehnten Kampf, aber ich brauche auch einige Zeit, um mich vorzubereiten. Es reicht nicht, mir einfach eine Shorts anzuziehen und ich bin bereit. Nein. Ich muss mich vorsichtig und nachhaltig aufwärmen, muss das richtige Mindset finden, um mich in Kampflaune zu versetzen. Ich bin ganz sicher nicht der typische Fighter. Oder das, was man sich darunter vorstellt. Kein aggressiver Typ, der seinen Frust an anderen auslässt.

Im Gegenteil. Eigentlich bin ich ein ziemlich friedliebender, gelassener Typ. Es ist nur so, dass MMA mir Spaß macht. Es ist mein Fitnessprogramm. Und wenn ich dabei noch den ein oder anderen Dollar verdiene? Um so besser.

Das alles hier ist nur ein Hobby. Nur ein kleiner Teil meines Lebens. Aber ich kann nicht verhehlen, dass es ein Teil ist, der mir das Gefühl gibt, so richtig lebendig zu sein.

Ich trete auf den Gang, als mein Name aufgerufen wird. The Irish. Roan Walsh. Mit schnellen Schritten trete ich in den Käfig, suche nach Jenna. Da ist sie. Ich grinse sie an, flexe die Muskeln, damit sie von mir beeindruckt ist. Ihre Augen werden groß und ein wenig glasig. Fuck ja. Ein Feuer steigt in mir auf, weil ich sehen kann, wie sehr ich sie anmache.

Ich muss das hier schnell beenden. So sieht eine Frau aus, die Lust auf Sex hat, und bei Gott: Ich habe auch Lust auf sie.

Als der Gong ertönt, eile ich auf meinen Gegner zu, strecke ihn mit einem Fausthieb nieder, nehme ihn in den Würgegriff. Er sackt zusammen.

Der Kampf ist vorbei.

Der schnellste Kampf meiner Karriere. Aber ich hatte eine Mission. Und meine Mission heißt: Jenna um den Verstand vögeln.

Ich werde zum Sieger erklärt, steige aus dem Käfig, ignoriere meine Cousins, die mir gratulieren wollen, gehe schnurstracks zu ihr, greife nach ihrer Hand. Ich ziehe sie mit mir in Richtung der Umkleiden. Kaum sind wir vor neugierigen Blicken verborgen, drücke ich sie gegen die Wand, presse meinen verschwitzten Körper gegen ihren, der nur mit diesem winzigen Kleidchen bedeckt ist.

Ich lege meine Hände an ihr Kinn, hebe es an, schaue ihr in die Augen. Der Hunger, mit dem ich sie betrachte, schlägt mir entgegen, und sie leckt über ihre Lippen. Fuck, sie ist so verdammt zauberhaft.

Obwohl so viel Leidenschaft durch mich fließt, dass ich ihr am liebsten sofort die Kleider vom Leib reißen will, drücke ich sanft meine Lippen auf ihre, bewege sie vorsichtig hin und her, bevor ich einen Kuss auf ihren Mundwinkel drücke.

Sie schlingt ihre Arme um meinen Hals, zieht mich an sich. Mit so viel Leidenschaft intensiviert sie diesen Kuss, dass ich schmunzeln muss, bevor ich meine Zunge in ihren Mund tauche. Ich reibe meinen kurzen Bart an ihren Wangen, reibe meine Zunge gegen ihre, vertiefe den Kuss.

Hinter uns räuspert sich jemand, und mir wird klar, dass das hier nicht Zeit und Ort sind, um mit ihr intim zu werden.

Ich greife nach ihrer Hand, ziehe sie mit mir, aber sie ist nicht schnell genug, weswegen ich sie mir über die Schulter werfe.

»Nein, Roan, nicht. Mein Hintern guckt raus. Das Kleid ist zu kurz!«, protestiert sie.

Ich kann sie aber nicht runterlassen, weil ich dringend da weitermachen will, wo wir gerade aufgehört haben, daher lege ich meine Hand auf ihren Hintern, der sich wahnsinnig gut anfühlt.

Ich lasse sie erst wieder runter, als wir in meiner Umkleide sind. Ich setze sie auf die Bank, umfasse ihr Gesicht, küsse sie zärtlich. Ja, das fühlt sich ganz anders an als mit jeder anderen Frau. Diese hier ist was Besonderes. Und ich weiß jetzt schon, dass ich sie nie wieder loslassen will.

Wenn du die Reihe lesen willst, findest du sie hier.