Bonusszene ZANE
»Machts gut!«, rief ich den letzten Gästen zu, bevor ich die Tür hinter ihnen schloss.
Duke lächelte mich an. »Endlich Feierabend.«
»Aber echt. Manche Tage, oder? Keine Ahnung. Heute war jedenfalls so einer.«
»Solange sie sich in Grenzen halten …«
Ich klopfte ihm auf den Rücken. »Das stimmt. Meistens haben wir viel Spaß.« Ein Lächeln erschien auf meinen Lippen. »Deine Kleine wartet doch bestimmt schon. Geh. Ich schließ ab.«
»Dein Kleiner wartet doch bestimmt auch schon«, scherzte er, bevor er sich verabschiedete und nach hinten ging, um seine Sachen zu holen.
Seufzend blickte ich mich in der Bar um. Seit der Renovierung hatte sich einiges geändert. Kamen wir früher kaum über die Runden, konnten wir heute nicht mehr klagen. Ich würde wahrscheinlich keine Millionärin, aber ich wollte auch immer nur von meinem Traum leben können. Meinem Traum von Freiheit.
Ich hörte, wie die Tür hinten zufiel, was mich erleichterte. Nach dem Drama mit diesem Gangster musste ich zugeben, dass ich ein wenig schreckhaft geworden war. Noch einmal würde es mir nicht passieren, dass ich mich abziehen ließ. Hoffte ich.
Ich ging von Tisch zu Tisch, sammelte Flaschen und Gläser ein, entfernte den Müll, wischte über die Flächen. Alles weitere würde die Putzfrau am nächsten Tag erledigen. Die Putzfrau! Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich mal eine einstellen würde. Noch vor nicht allzu langer Zeit hatte ich selbst jeden Vormittag geputzt. Nachdem ich die halbe Nacht in der Bar stand. Das war … nennen wir es … eine Herausforderung. Ganz ehrlich.
Ein Schlüssel drehte sich plötzlich im Schloss. Alle Härchen stellten sich auf, Alarmglocken schrillten. Mein Atem stockte, mein Herz schlug schneller. O nein. Aber dann erinnerte ich mich, dass kaum jemand einen Schlüssel hatte. Es konnte also nur jemand sein, den ich kannte.
Diese Erkenntnis ließ mich leichter atmen, und als dann auch noch der gutaussehende Mann durch die Tür kam, mit dem ich beinahe jede Nacht das Bett teilte, erhöhte sich mein Herzschlag aus ganz anderen Gründen. Zane schloss die Tür hinter sich, kam dann langsam auf mich zu.
In diesem Moment hatte er etwas von einem Panther, der sich langsam an seine Beute anschlich. Faszinierend anzusehen, bis man kapierte, dass man selbst die selbige war. Ich schluckte unwillkürlich, hatte aber sonst das Gefühl, das mein Mund viel zu trocken war. Seine nackten Arme zierten Tattoos, die Muskeln darunter waren angespannt und die Ader an seinem Unterarm klar zu sehen.
Gott, dieser Mann war doch ein Gesamtkunstwerk! So richtig konnte ich immer noch nicht fassen, dass er mir gehörte. Nur mir allein.
Immer näher und näher kam er, bis ich Schritte zurückmachen musste. Nach kurzer Strecke stieß ich mit dem Rücken gegen die Bar. Zane kam noch einen letzten Zentimeter näher, stützte seine Arme seitlich auf die Bar, sodass ich eingesperrt war. Aber wenn das hier ein Gefängnis war, wollte ich nie wieder freikommen.
»Wie war dein Tag?«, fragte er, während sein Blick über mich schweifte. Es wirkte flüchtig, aber ich wusste, dass er jedes Details aufnahm. Wenn nur ein Haar nicht an seinem Platz gewesen wäre, würde ihm das auffallen.
»Ähm«, krächzte ich wenig sexy. Das war ich. Die unsexy Lil, zumindest manchmal.
»Ach, doch so gut?« Sein Blick verweilte auf meinen Lippen, die ich hektisch leckte.
Es gab ganz sicher nichts Besseres als einen Kuss von Zane.
Aber er wollte spielen, weswegen er nicht näher kam, und ich nur seinen Atem spürte, der mich erzittern ließ. Er konnte so ein Mistkerl sein!
»Er war … gut«, hauchte ich und ärgerte mich über mich selbst, dass es reichte, dass er vor mir stand und mich so intensiv ansah, und ich quasi alle Funktionen eines Homo Sapiens verlor.
»Hm, bist du dann jetzt fertig für heute?« Er ließ seinen Mund nur wenige Millimeter von meinem schweben, was mich um den Verstand brachte. Aber zwei konnten hier mitspielen, weswegen ich die drei Gehirnzellen, die mir noch geblieben waren, anstrengte und mir langsam mit der Zunge über die Lippen fuhr.
Ich konnte das Schlucken seiner Kehle wahrnehmen, sah, wie er seinen Kiefer zusammenbiss. Oh ja, ich turnte ihn genauso an, wie er mich. Nur hatte er ein klein wenig mehr Selbstbeherrschung, was mir unsere bisher turbulente Beziehung immer wieder aufs Neue bewies.
Also schlang ich meine Arme um seinen Hals, presste meinen Körper gegen ihn und küsste ihn voller Leidenschaft. Überrascht stutzte er erst einen Moment, bevor er mich hochhob, mich auf der Theke platzierte und sich zwischen meine Beine stellte, die ich wie von selbst für ihn öffnete und dann um ihn legte.
Seine Hände strichen über meine Wangen, meinen Hals, meine Brust, meine Seiten und wieder hinauf. Dann umfasste er mein Gesicht, mit dem Daumen fuhr er über meine Lippen, bevor er ihn endlich, endlichdurch seine ersetzte. Das hier war einfach was anderes als mein überstürzter Kuss, den ich ihm gerade aufgezwungen hatte. Das hier war Finesse.
Meine Hände fanden den Weg zu seinem Nacken, vergruben sich in den Haaren hier, während ich versuchte, näher zu rutschen, aber er hielt mich auf Abstand.
»Mehr«, flüsterte ich gegen seine Lippen, aber wie immer ging er nach seinem eigenen Tempo und ließ sich von mir ganz sicher nicht drängen.
Plötzlich ertönte sein Handy leise aus seiner Jeanstasche.
Einen Moment stutzten wir beide, bevor er mit den Schultern zuckte und mich erneut küsste. Kurz darauf klingelte es erneut. Genervt nahm er das Handy raus, stellte es leise, bevor er es mit dem Display nach unten auf die Theke legte.
»Und wenn es was Wichtiges ist?«, fragte ich leise nach.
»Nichts ist so wichtig wie du.«
Danach dachte ich an nichts mehr, sondern gab mich nur den heißer und heißer werdenden Küssen hin.
»Kannst du checken, ob vorne wirklich abgeschlossen ist?«, fragte ich ihn, nachdem wir beschlossen, dass wir Runde zwei doch lieber in das große Bett verlegen wollten.
»Ich hab sie selbst abgeschlossen.«
»Schau doch noch mal.«
Seufzend ging er nach vorne, rüttelte an der Tür. »Alles zu.«
Gemeinsam gingen wir nach hinten, ich löschte das Licht, nahm meine Handtasche aus dem Büro. Als der Flur in Dunkelheit getaucht wurde, zog mich Zane noch einmal an sich, umfasste meinen Hintern mit beiden Händen. Lächelnd schlang ich meine Arme um ihn.
»Hast du es dir doch anders überlegt? Runde zwei auf dem Schreibtisch?«, scherzte ich.
»Verlockend. Wirklich. Aber du siehst auch einfach heiß aus in deinem Kellnerinnen-Outfit.«
»Das ist das Outfit der Bar-Chefin, nicht der Kellnerin.«
»Oh, verzeih, aber in meiner Vorstellung hast du noch eine kleine weiße Schürze an.« Ich konnte sein Grinsen nur erahnen, als seine Finger sich in meinen Hintern bohrten.
»Und eine Haube?«
»So ein kleines Ding wie ein Stubenmädchen … Ja, das würde mir echt gefallen.«
Lachend drückte ich meine Lippen auf seine, bevor ich ihm ins Ohr flüsterte: »Vielleicht mach ich mich da mal auf die Suche.«
»Da wäre ich dir sehr verbunden.« Er gab mir einen kleinen Klaps. »Los, nach Hause und auf direktem Weg ins Bett.«
»Oh, bossy.«
»Immer, Baby.« Und das gefiel mir sehr gut.
Er griff nach meiner Hand, zog mich zur Hintertür, was mich zum Lachen brachte. Ich schloss ab, ging auf meinen Wagen zu, der hier abgestellt war, aber Zane hatte was anderes im Sinn.
»Aber mein Auto!«, protestierte ich, als er mich die Gasse entlang zog, bis zu seinem eigenen.
»Ich bin morgen schon früher zu Hause, kann dich also wieder herfahren.«
»Na, gut.«
Er drückte mich gegen seinen Wagen, seine Vorderseite an meiner. »Und das ist ein echt unsexy Gespräch.«
»Ach? Was wäre denn sexy?«
Er beugte sich zu meinem Ohr, flüsterte: »Wenn du dich ausziehen würdest und die Fahrt nach Hause nackt bist.«
Ein Schauer ran mir über den Rücken. »Ähm …«
»Traust du dich nicht?« Er blickte mich an.
Ich kniff die Augen zusammen. »Du Arsch!« Und schon zog ich mir das Shirt über den Kopf.
Grinsend sah er mir zu, wie ich für ihn strippte, aber ich gab mir keine Mühe. So. Seine Augen sagten mir allerdings, dass das schon ausreichte, um ihn auf Touren zu bringen.
Ganz der Gentleman öffnete er mir die Tür. Ich stieg ein, setzte mich mit meinem fast nackten Hintern auf seine Ledersitze … Ha, das hatte er wohl nicht überdacht.
»Du siehst so geil aus«, erklärte er, als er selbst eingestiegen war, dann hob er noch mal den Hintern, um das Handy aus der Jeans zu ziehen und in die Mittelkonsole zu stecken. »Hm«, machte er, als sein Blick aufs Display fiel.
»Was?«, fragte ich, denn eigentlich ließ er sich durch nichts ablenken, wenn er einmal in Sexstimmung war.
»Owen hat fünfmal versucht, mich anzurufen.«
»Oh, hat er was draufgesprochen?«
»Keine Voicemail. Aber hier ist noch eine Nachricht.«
Gespannt blickte ich ihn an. »Und?«
»Da steht nur: Ruf mich sofort an.« Er tippte auf sein Handy. »Und jetzt geht er nicht ran! So ein Arsch!«
Plötzlich war mir ganz kalt, aber das hatte gar nichts damit zu tun, dass ich nur in Unterwäsche in Zanes Auto saß.
To be continued …