Leseprobe: Serendipity is life
Ich liege in Toms Bett und schlafe. Gerade habe ich die intensivste sexuelle Erfahrung meines Lebens gehabt. Meine drei Männer sind tief in meine Seele getaucht und haben mich vollständig in Besitz genommen. Sie besitzen meinen Körper und meinen Geist. Ich habe mich ihnen unterworfen, gehöre ihnen. Aber sie gehören auch mir. Ich habe ihnen meine Seele geschenkt und sie mir ihre. Wir besitzen einander, gehören zueinander. Durch diese eine kleine Veränderung hat sich für mich alles geändert. Alles ergibt plötzlich einen Sinn, alles fühlt sich sicher und perfekt an. Ich spüre, dass ich genau da bin, wo ich sein soll. Dies ist mein Schicksal. Und es ist für immer.
Es ist nicht nur eine Affäre, nicht nur eine Spielerei, sondern mein Leben. Unser Leben.
Eine halbe Stunde später werde ich von Küssen geweckt.
„Baby, komm, geh duschen, wir müssen gleich los“, murmelt Will.
Los? Ist er verrückt? „Los?“ frage ich.
Er lacht leise. „Wir sind mit meinen Brüdern verabredet, Baby.“
Ach, Scheiße. „Kannst du mir ins Bad helfen?“ frage ich groggy.
„Klar, meine Liebste.“ Er hebt mich hoch und bringt mich in mein Bad. Er stellt mich sachte auf dem Boden ab, hält mich, bis meine Beine mich von alleine tragen. Er dreht das Wasser an und hilft mir unter die Dusche. Ich seife mich ein, wasche meine Haare und spüle den Schaum aus. Als ich aus der Dusche trete, steht er mit einem dicken Handtuch bereit und wickelt mich ein, während er mir die Schultern küsst. Er trocknet mich ab und hilft mir dann, meine Klamotten anzuziehen: enge Jeans, ein schwarzes Glitzertop. Er will mir meine Lieblings-High-Hells anziehen, aber ich schüttel den Kopf.
„Ballerinas bitte.“ Ich bin mir nicht sicher, dass meine Beine eine Nacht in High Heels aushalten.
Er bringt die passenden Schuhe. Woher weiß er das nur alles so genau? Er hat schließlich keine Schwestern. Ich muss ihn irgendwann mal danach ausfragen.
Als ich angezogen bin, föhnt er mir die Haare. Ich schminke mich, nur ein bisschen Mascara und Gloss. Das reicht für heute. Ich nehme meine Haare zu einem Messy Bun nach oben und stecke sie fest.
Ich drehe mich zu Will um und frage: „Wie sehe ich aus?“
Er lächelt mich an: „Perfekt wie immer, mein Mädchen.“
Er zieht mich hart an sich, presst mich gegen seine Brust. „Ich bin der glücklichste Mann der Welt, mein Mädchen. Danke für dieses unglaubliche Geschenk.“
Ich schaue zu ihm auf, sehe, dass seine Augen ein bisschen feucht glänzen. „Ich danke dir, Will. Du hast mir das größte Geschenk gemacht, dass man jemandem machen kann. Ich darf sein, wer ich bin. Immer.“
Er beugt sich zu mir, küsst mich fest auf die Lippen, verlangt Einlass für seine Zunge. Ich öffne meinen Mund ohne Zögern. Wenn mein Mann mich küssen will, darf er das selbstverständlich tun. Ich erwidere seinen Kuss genau so hungrig.
„Ich fick dich nachher auf der Toilette in der Bar, Baby“, murmelt er gegen meinen Mund. Ich presse mich gegen seinen harten Schwanz und er grinst zufrieden. „Ich liebe dich, Thea.“
„Ich liebe dich, Baby.“
Er greift in mein Top und knetet meinen Busen. „Scheiß drauf, ich mach’s dir jetzt hier noch mal.“ Er drückt mich mit dem Oberkörper auf den Waschtisch und zieht mir meine Jeans runter. Er stößt hart in mich und knallt mich in einem kaum auszuhaltenden Rhythmus. Mein Körper schreit wie immer nach mehr und er gibt mir mehr, bevor er sich in mir ergießt.
Er dreht mich um und küsst mich hart. Meine Lippen sind schon ganz geschwollen.
„Okay, Baby, lass uns gehen.“ Ich ziehe meine Hose wieder hoch und folge ihm aus dem Bad.
Als wir in seinem Auto sitzen, schaut er immer wieder zu mir.
Ich lächel. „Was, Baby?“
Er grinst verlegen. „Ich schau nur, ob du anders aussiehst.“
„Wieso sollte ich anders aussehen?“
Er zuckt mit den Achseln. „Naja, ich meine, du hast dich mir im Bett total unterworfen. Ich wollte sehen, ob das auch ins richtige Leben schwappt.“
„Willst du das?“ frage ich ihn.
„Nein! Alles, nur das nicht! Ich will meinen kleinen Knallfrosch behalten“, er grinst mich an und ich lache herzlich.
„Es schwappt gewiss nicht ins wirkliche Leben, Will. Ich habe vor, dich gleich beim Billard zu besiegen.“ Ich grinse zurück.
„Oh, wirklich? Na, dann tu dein Bestes, Süße!“
Ich lache und greife nach seiner Hand. Er zieht sie an seine Lippen und küsst sie.
„Baby, versprich, dass du dich nur im Bett unterwirfst und niemals sonst. Wenn wir dich überwältigen, tritt uns in die Eier, wortwörtlich, okay?“
„Da kann ich mich ja auf was freuen.“
„Versprich es!“
„Ich verspreche es, Will.“
„Braves Mädchen.“ Er lächelt mich an.
„Tom ist eine blöde Petze.“
Er lacht. „Du solltest wissen, dass wir uns immer über dich und deine Vorlieben austauschen, damit wir dich alle befriedigen können.“
„Klar, es geht immer nur um meine Befriedigung.“
Er zieht eine Augenbraue hoch. „Glaubst du mir nicht?“
„Doch natürlich, Baby“, spotte ich. „Gerade im Bad ging es auch allein um meine Befriedigung.“
Er grinst. „Vielleicht ging es dabei nur um meine, okay.“
„Ha!“ Ich strecke meinen Zeigefinger in seine Richtung. Er fängt ihn ein und beißt leicht in die Spitze.
„Sei nicht so frech, mein Liebstes“, lacht er.
„Du liebst mich frech.“
Er schnaubt. „Fuck, das ist so was von wahr!“
Ich lache und lehne mich gegen seine Schulter. „Gott, ich liebe dich.“
Er grinst. „Du kannst auch Will zu mir sagen, Baby.“
Ich schlag ihm gegen den Arm. „Ich kann auch Arschloch sagen.“
„Ich kann dir auch gleich den Arsch versohlen, Baby. Vielleicht mit dir auf der Kühlerhaube auf dem Parkplatz, um eine gute Show für alle Gäste zu liefern“, spottet er.
Ich konter schnell: „Wie wär’s wenn ich dich mal übers Knie lege, mein Liebster? Und dann blas ich dir einen und lass dich nicht kommen.“
„Miststück“, lacht er und zieht mich an sich. Er küsst mich auf den Kopf.
Ich spiele mit seinen Fingern.
„Du hast dich aber doch verändert, Baby“, sagt er plötzlich.
„Wirklich? Wie?“
Er zuckt mit den Achseln. „Du strahlst so eine Sicherheit aus. Als wüsstest du genau, wer du bist.“
Ich küsse seine Hand. „Ich bin mir sicher. Wie Tom gesagt hat, es ist plötzlich alles klar.“
„Das ist gut, oder?“
Ich nicke. „Perfekt, Baby. Es gibt kein besseres Gefühl. Danke.“
Er streichelt meine Wange und ich lehne mich in seine Berührung. „Ich würde alles für dich tun, mein Mädchen.“
„Auch mir mal die Kontrolle geben?“ scherze ich.
Er lacht. „Baby, es ist doch schon biologisch so angelegt, dass ich der gebende Part bin und du der nehmende.“
Ich boxe leicht gegen seine Schulter. „Ich könnte dich auch mit einem Strap-on vögeln.“
„Willst du das?“ fragt er mich neugierig.
„Ehrlich gesagt nein. Ich will lieber von dir gevögelt werden.“ Ich lächel ihn leicht an.
„Dann sind wir da ja auf derselben Seite“, grinst er.
„Würdest du es wollen?“ frage ich.
„Nein, aber wenn du es wollen würdest, würde ich zumindest mal über das Thema nachdenken.“
Ich schaue ihn verblüfft an: „Wirklich?“
„Klar, ich will doch auch deine Fantasien befriedigen.“
Ich schaue ihn mit schmelzendem Herzen an.
„Du verliebst dich gerade erneut in mich, richtig?“ fragt er belustigt.
„Ja“, keuche ich. „Aber dich mit einem Strap-on zu vögeln, ist keine Fantasie von mir.“
„Erzähl mir eine Fantasie, Baby.“
„Ich möchte von drei Männern gevögelt werden.“
Er lacht laut auf und ich grinse. „Nein, das war nur Spaß. Also, ich mein, ich will von drei Männern gevögelt werden, aber das ist keine Fantasie von mir… Oh, Scheiße, das hört sich ja noch schlimmer an.“
Will grinst mich an. „Ich hab schon verstanden, Baby. Jetzt erzähl mir eine Fantasie von dir.“
„Hmmh, Fantasien müssen nicht unbedingt ausgelebt werden wollen, richtig?“
„Richtig.“
„Okay. Ich hab mal in einem Porno gesehen, wie zwei Männer eine Frau genommen haben und ihr beide gleichzeitig den Schwanz in die Muschi gesteckt haben.“
Er schaut mich mit vor Geilheit verdunkelten Augen an. „Baby, diese Fantasie wird auf jeden Fall mal ausgelebt.“
Ich lächel leicht, ein bisschen verlegen.
Er grinst. „Du freust dich drauf“, stellt er fest.
„Vielleicht.“
„Du bist echt großartig, Baby“, meint er als er auf den Parkplatz einbiegt. Er öffnet meine Tür, zieht mich in seine Arme und küsst mich lang und fordernd. Mir wird ganz heiß bei seinem Kuss und ich lehne mich in ihn. Er drückt mich gegen die Tür des Autos und ich schlinge ein Bein um ihn. Er greift nach meinem anderen Bein und legt es ebenfalls um seine Hüfte. Dann verschränkt er unsere Finger und pinnt meine Hände neben meinem Kopf fest.
Normalerweise wäre mir das hier zu öffentlich, aber ich denke nicht mal eine Sekunde daran. Will würde nie etwas tun, um mich bloßzustellen. Ich kann ihm vertrauen. Blind. Es ist ein absolut befreiendes Gefühl, dass er mir schenkt.
Er sieht meine Gedanken wie in einem Stummfilm über mein Gesicht flackern. „Du bist frei, Baby. Du bist du selbst.“ Er küsst mich zärtlich. Ich wehre mich gegen seine Hände und er lässt sie los. Ich schlinge sie um seinen Hals und intensiviere unseren Kuss. Eine Hand schiebt sich unter mein Oberteil und massiert meine Brust. Er kneift rein und dämpft meine Schreie mit seinem Mund.
Dann lässt er mich los, hilft mir, mich zu sammeln. „Lass uns reingehen.“ Er greift nach meiner Hand.
„Will?“
„Ja, Baby?“ grinst er.
„Warum bist du so total cool und ungerührt von unserer kleinen Einlage, während ich mich praktisch aufgelöst habe?“
Er dreht sich zu mir, greift nach meiner anderen Hand und legt sie auf seinen Schwanz. „Total cool und ungerührt? Ich denke nicht.“ Er lacht leise. Er greift sich in den Schritt, um seine Erektion zu richten, bevor wir in die Bar gehen.
Seine Brüder Simon und Stuart sind bereits mit ihren Frauen da. Sie umarmen mich alle zur Begrüßung und Will küsst Abby und Tricia auf die Wange.
„Entschuldigt, dass wir so spät sind. Ich wurde noch in der Firma aufgehalten“, teilt Will mit. Lügner, denke ich. Wage es aber nicht, irgendjemanden anzuschauen aus Angst, dass sie die Wahrheit in meinem Gesicht sehen können.
„Thea, ich freu mich ja schon so auf Samstag“, Abby greift nach meiner Hand.
Ich lächel sie an. „Unser Spabesuch. Ich kann es auch nicht erwarten. Ich kann wirklich eine Massage gebrauchen. Mein neuer Boss scheucht mich die ganze Zeit nur durch die Gegend.“
Sie lacht. „Aber wenigstens ist er heiß.“
„Ja, Gott sei Dank. Große Verbesserung würde ich sagen“, ich grinse.
„Wie schön, dass du über mich redest als wäre ich nicht anwesend“, spottet Will.
„Gerne, Baby“, antworte ich amüsiert.
Er schenkt mir einen ‚dieses Spiel können zwei spielen‘-Blick und sagt zu seinen Brüdern: „Meine Assistentin ist ganz schön nervig, aber wenigstens hat sie große Titten, so dass die Aussicht gut ist.“ Simon und Stuart lachen beide.
Ich schenke ihm ein liebliches Lächeln: „Ja und Nina lässt keine Gelegenheit aus, sie dir unter die Nase zu reiben.“
Er lacht. „Touché!“
„Thea, du hast am Montag über diese Veranstaltung am Samstag gesprochen. Hast du was dagegen, wenn ich zum Zusehen komme?“ fragt mich Tricia.
„Nein, gar nicht! Hast du Interesse an Salsa?“
Sie zwirbelt eine Strähne um einen Finger. „Ich fand es schon immer faszinierend, aber Simon hat keine Lust.“
„Du kannst ja auch mit jemand anderem tanzen“, schlage ich vor.
„Auf keinen Fall“, wirft Simon ein. „Meine Frau reibt ihren Arsch nicht an einem anderen Mann.“
Stuart stimmt ihm zu. „Was denkst du über dieses Thema, Will?“ fragt er seinen Bruder.
Will zuckt mit den Achseln. „Das ist Theas Entscheidung. Wenn sie mit jemand anderem tanzen will, soll sie das tun.“
Simon schaut ihn entgeistert an: „Wie bitte? Du erlaubst, dass jemand anderes deinem Mädchen an die Möpse greift?“
„Ich erlaube gar nichts. Sie ist erwachsen und kann tun, was sie will.“ Ich bin auf einmal so stolz auf ihn. Ich greife nach seiner Hand und er drückt meine.
„Du öffnest damit Tür und Tor fürs Fremdgehen. Du musst frühzeitig die Regeln darlegen“, meint Simon.
Will schaut zu mir, lächelt mich an: „Ich vertraue meiner Freundin. Sie würde nie fremdgehen und sie weiß, wer der Boss ist.“
„Yep, das weiß ich. Der Boss trägt ein Glitzertop“, scherze ich.
Will lacht und beugt sich zu mir, um mir auf die Lippen zu küssen. „Ganz genau, Baby.“
„Kleiner Bruder, deine Einlage hier ist ja ganz süß, aber du hattest noch nie eine wirkliche Freundin. Lass dir von uns Experten“, Simon zeigt auf Stuart und sich, „sagen, wie es läuft.“
„Ich verzichte, danke“, sagt Will cool. „Wir machen unsere eigenen Regeln.“ Er zwinkert mir zu.
Ach, Will. Oder? Ich mein, er ist doch Perfektion! Dieser Mann, mein Mann.
„Wie du meinst“, grinst Simon, „aber wenn sie dir auf der Nase rumtanzt, heul dich nicht bei mir aus.“ Er schlägt seinem Bruder lachend auf die Schulter.
Will lacht. „Keine Sorge, Sy, ich hatte echt noch nie das Bedürfnis meine Tränen an deinem Shirt zu trocknen.“
Stuart boxt Simon in die Seite. „Scheiße, Mann, was haben wir mit unserem kleinen Bruder nur falsch gemacht? Wir hätten ihn öfter in Mädchenkleidung stecken sollen.“
Ich schaue Will interessiert an und er zuckt mit den Achseln, bevor er einen Schluck von seinem Bier nimmt. Er beugt sich zu mir und flüstert mir ins Ohr: „Ist es okay, wenn du uns heute nach Hause fährst?“
Ich schaue ihn überrascht an. „Wieso sind wir dann nicht mit meinem Auto gefahren?“
„Was für’n Auto?“
Ich boxe ihm gegen den Arm. „Hör auf mein Auto zu dissen!“
Stuart wird hellhörig: „Worum geht’s dabei?“
Will grinst mich an. „Thea behauptet, sie fährt ein Auto. Ich glaube, es ist ein Matchboxauto.“
„Du bist so gemein“, ich funkel ihn an.
Abby schaut mich an: „Was fährst du denn für eins?“
„Einen Mini.“
„Oh, die sind so süß!“ wirft Tricia ein.
„Find ich auch! Er ist blau und hat weiße Rallyestreifen und sieht einfach niedlich aus“, grinse ich, während Abby und Tricia frenetisch mit dem Kopf nicken.
Simon wirft ein: „Und da liegt genau das Problem. Ein Auto soll nicht niedlich sein.“
Er boxt gegen Wills ausgestreckte Faust.
„Aber er hat Charakter!“ werfe ich ein.
Stuart fragt: „Wieso sagst du eigentlich immer er? Ist es nicht Konsens, dass Autos weiblich sind?“
„Mein Auto heißt Richard“, erkläre ich, „Richard Löwenherz.“
Will lacht leise. „Ich hab echt noch nie jemanden kennengelernt, der einen größeren Knall hat als du, Baby.“
„Naja, du selbst“, meine ich und er zieht mich an sich.
Er flüstert gegen meine Lippen: „Außer mir, meine ich.“ Er presst seinen Mund sanft gegen meinen und ich spüre, wie geil ich werde. Er hat immer die gleiche Wirkung. Verdammt.
„Hey, sollen wir eine Runde Pool spielen?“ schlägt Tricia vor.
Stuart lacht: „Mädchen gegen Männer?“
„Ich hätte es Mädchen gegen Spinner genannt, aber okay“, grinse ich.
„Ganz schön frech, die Kleine“, lacht Simon und legt seinen Arm auf meine Schulter. Ich sehe, dass Will das nicht recht ist, und trete einen Schritt zur Seite. Simon muss seinen Arm wegnehmen.
Irgendwie ist es witzig, dass er so eifersüchtig ist, aber keine Probleme damit hat, dass ich mit Matt und Tom rummache, im Gegenteil. Naja, ich muss nicht alles verstehen, was in diesem gutaussehenden und genialen Kopf so vor sich geht.
Er kommt zu mir, zieht meinen Rücken an seine Brust. Er legt seine Arme auf meine Schultern. Wie er mal gesagt hat, ich hab die perfekte Größe dafür. Er küsst meinen Hals und flüstert: „Danke, Baby.“
Ich streiche über seine Arme. Er hat so schöne Unterarme, ich kann es nicht fassen, dass er mir gehört. Ich fahre leicht die Linien seines Tattoos nach. Er ist so sexy.
„Also, los. Mädels, ihr dürft beginnen“, lacht Stuart.
„Wie großzügig, mein Liebling“, zieht Abby ihn auf.
Wir gehen zu einem der freien Pooltische. Will reicht mir einen Queue. „Versprichst du mir, nicht zu weinen, wenn ich dich besiege?“ scherzt er.
„Nein.“
Er zieht mich an sich. „Scherzkeks.“ Er schlingt seine Arme fest um mich und ich meine um ihn.
„Gott, Will, ich bin so total erschöpft, aber meine Muschi ist klatschnass“, flüstere ich in sein Ohr.
„Das erwarte ich auch von meinem Mädchen“, grinst er und greift mit einer Hand an meinen Hintern. „Du hast mich in einen ständig geilen Teenie mit Dauerständer verwandelt, Baby.“ Er drückt ihn gegen mich und ich stöhne leicht auf.
„Nehmt euch ein Zimmer“, scherzt Stuart.
Wir lösen uns ein bisschen voneinander und schauen zu, wie Abby den ersten Stoß macht. Keine Kugel findet den Weg in die Tasche. Mist. Direkt im Nachteil.
Stuart locht die rote 11 ein, die Jungs haben also die Halben. Er schafft es nicht, die blaue 10 ebenfalls einzulochen. Tricia ist dran. Leider versenkt sie die Weiße in der Tasche. Na, das kann ja heiter werden. Will locht die gelbe 9, die violette 12 und die orange 13 ein. Mist, er ist gut. Aber dann verpasst er knapp die grüne 14.
Ich bin dran. Oh, Gott. Wir liegen bereits vier Kugeln im Rückstand. Die violette 4 liegt günstig. Ich beuge mich über den Tisch. Will zieht die Luft hart ein und ich muss lächeln.
„Hey, Baby, lenk mich nicht ab“, necke ich ihn.
„Sorry, Süße, aber du weißt nicht, wie geil das von hier aussieht.“ Ich wackel ein bisschen mit dem Hintern. „Fuck!“
Ich loche die 4 ein. Dann die 3, 6 und 7. Ich mache aus jedem Stoß eine kleine Show in dem Wissen, dass Will immer den besten Platz wählt, um meinen Hintern zu begutachten.
Nach den vier ersten Kugeln studiere ich den Tisch intensiv. Die Jungs wähnen sich schon im Vorteil, denn es sieht wirklich aussichtslos aus. Aber dann sehe ich die Chance. Über zwei Banden kann ich die 1 einlochen. Ich stoße feste zu und die gelbe Volle macht, was ich will. Ich höre anerkennendes Gemurmel.
Wie weiter? 2 und 5. Wo habe ich bessere Chancen? Ich wähle die 2, obwohl sie ungünstig liegt, aber mit dem richtigen Stoß liegt die Weiße dann perfekt für die 5. Aber wie komme ich an sie dran?
„Müssen die Füße auf dem Boden bleiben oder nicht?“ frage ich.
„Mach, was du willst“, meint Simon schulterzuckend.
Ich setze mich auf die Kante, führe den Queue hinter meinem Rücken entlang. Und die 2 ist drin. Ich mache kurzen Prozess mit der 5. Als ich mich gerade an die 8 mache, höre ich hinter mir lautes Kichern.
„Oh, Will, du bist so sexy!“ gurrt es hinter mir.
Ich stoße und verfehle. Ich drehe mich um und eine sehr schlanke, sehr große, äußerst leicht bekleidete Blondine hängt um Wills Hals und küsst ihn leidenschaftlich.
Ich glaub, ich spinne! Was soll das denn? Der Kuss dauert an. Ihre Zunge steckt in seinem Rachen, ihre Finger sind in seinen Haaren, ihre Brüste sind gegen seine Brust gepresst. Ich registriere, dass seine Hände sich bemühen, sie von sich zu klauben, aber sie hält so fest, dass es eine Ewigkeit dauert bis er sie auf Abstand halten kann.
Seine Lippen sind rotverschmiert. Ich möchte mich übergeben. Sein Blick sucht sofort meinen, seine Augen bitten um Vergebung. Ich glaube, mein Gesicht zeigt pures Entsetzen.
„Lass uns zu mir gehen, Baby. Du darfst auch machen, was du willst“, schnurrt sie und beginnt seine Brust zu streicheln.
„Fass mich nicht an, Courtney“, seine Stimme ist eisig.
Sie lächelt ihn verführerisch an: „Okay, du darfst auch wieder in meinen Arsch.“ Sie presst sich gegen ihn.
Mir reicht es und ich wende mich ab, gehe zur Toilette. Ich lege meine Hände aufs Waschbecken und atme tief durch. Abby erscheint plötzlich neben mir.
„Alles okay?“ fragt sie.
Ich schüttel den Kopf und sie nimmt mich in die Arme. „Mach dir keinen Kopf, Thea. Courtney ist niemand. Sie war schon lange vor dir niemand mehr, aber sie begreift es nicht.“
Ich löse mich von ihr. „Was war sie denn, bevor sie ein niemand wurde?“
Sie schaut mich zögerlich an. „Erst war sie Toms Spielzeug, dann Matts und dann Wills.“ Mein Blick muss mal wieder Bände sprechen. „Sie hat nichts bedeutet, für keinen von ihnen. Für Will am allerwenigsten. Wirklich. Ich würde dir die Wahrheit sagen.“
Ich nicke. Ich glaube ihr. Ich atme noch einmal tief durch und lächel sie an. Wir gehen raus und Will lehnt an der Wand im Flur. Er schaut mich unverwandt an. Abby geht schon mal vor.
„Du hast Lippenstift am Mund“, sage ich.
Er schaut mich entsetzt an. „Ich wasch ihn ab, bleib bitte hier, ja?“ Sein Blick ist flehend.
Ich nicke und er verschwindet und kommt mit sauberem Gesicht wieder.
„Es tut mir so leid, Baby. Sie bedeutet nichts, wirklich“, er streicht sich nervös durch die Haare.
„Hast du mit ihr geschlafen?“
Er schaut mich ernst an. „In der Vergangenheit, ja.“
„Haben Tom und Matt mit ihr geschlafen?“
Er schaut mich überrascht an, aber dann dämmert es ihm. „Abby hat es dir also erzählt.“
„Habt ihr sie so gevögelt wie mich?“
Er reißt die Augen auf. „Es ist nicht das gleiche.“
Ich schaue ihn traurig an. „Du hast gesagt, ihr hattet noch nie ein solches Arrangement vor mir.“
Er greift sich frustriert mit beiden Händen ins Haar. „Baby, es war nicht so. Ja, wir haben sie zusammen gefickt, aber es war nur Ficken. Ich schwöre es dir. Keiner von uns hatte Gefühle für sie.“
„Ich will nach Hause.“
„Okay, lass uns gehen.“ Er lässt mir den Vortritt, wir verabschieden uns und laufen zu seinem Wagen. Er hält mir die Schlüssel hin und macht mir die Fahrertür auf. Ich muss den Sitz einen halben Meter nach vorne stellen. Ich fahre uns schweigend nach Hause, wir sind still im Aufzug und als er die Tür für uns aufmacht ebenso.
Als er die Tür hört, kommt Tom aus seinem Zimmer. Er lächelt mich an, so liebevoll und glücklich und warm. Ich wende den Blick ab.
„Nacht“, murmel ich und schiebe mich an Tom vorbei, der mich perplex anschaut.
„Wir haben Courtney getroffen“, erklärt Will.
„Fuck“, entfährt es Tom.
Ich gehe in mein Zimmer, schließe die Tür und lasse mich auf den Boden sinken. Ich lehne den Kopf gegen die Wand. Irgendwie fühle ich mich ausgelaugt, leer. So schnell kommt man also von einem High runter, denke ich. Es kommen keine Tränen, ich bin wie erstarrt.
Es klopft leise an der Tür. „Baby, mach auf“, bittet Tom.
„Ich will nicht reden“, antworte ich.
„Zuhören?“ fragt er vorsichtig.
„Auch nicht.“
„Kuscheln?“
Ich bleibe stumm. Ich will mit ihm kuscheln. Ich will seine Arme um mich spüren, will meinen Kopf an seinem Hals vergraben, will hören, wie er mir sagt, dass er mich liebt, will seine Hände auf meinem Rücken spüren, die meine Haut langsam streicheln.
„Baby?“ fragt er wieder.
„Nein.“
Er seufzt. „Thea, du machst es in deinem Kopf schlimmer als es ist, als es war. Lass mich erklären.“
„Erklär es jemandem, der es hören will.“ Ja, ich weiß, ich bin bockig.
„Sei keine Zicke, Thea.“
„Ist mir egal.“ Ich stehe auf und gehe ins Bad. Ich kann seine Stimme noch hören, ich drehe das Wasser auf.
Ich ziehe mich aus, dusche, schlüpfe in meinen Schlafanzug. Dann beschließe ich, dass ich ein großes Mädchen bin, dass ich ihnen ihre Vergangenheit nicht vorwerfen kann und sie zumindest anhören muss. Ich öffne meine Tür und bin überrascht, dass sie alle drei auf dem Boden im Flur sitzen und sich an die Wand lehnen. Ich schließe meine Tür und lasse mich auf den Boden gleiten.
Ihre Blicke sind auf mir. Sie zeigen eine Vielzahl an Emotionen. Reue, Trauer, Hoffnung, Liebe, Schmerz. Tom hält mir seine Hand hin und ich ergreife sie ohne zu zögern. Er lächelt mich sanft an.
„Okay, ich hör jetzt zu“, sage ich.
Tom beginnt: „Ich hab Courtney vor sechs Jahren kennengelernt.“
Ich unterbreche ihn: „Entschuldige, Tom, aber ich werd dir nicht zu hören können, wenn du mir nicht vorher eine Frage beantwortest.“
„Okay.“
„Ist sie dein Typ?“
Er schaut mich unsicher und vorsichtig an, dann fasst er einen Entschluss. „Ja.“
Ich schließe die Augen. Wie passe ich da rein? „Okay.“
„Thea…“, beginnt er.
„Es ist okay, Tom.“
Er seufzt, dann zuckt er mit den Schultern. „Ich hab sie also vor sechs Jahren kennengelernt, in einem Club. Sie hat mich gesehen, mich angemacht und mir dann auf der Toilette einen geblasen.“
So sehr muss er nicht ins Detail gehen, denke ich.
Er fährt sich durch die Haare, die schon ganz durcheinander sind. Aber wann sind sie es mal nicht? Entweder sind es seine oder meine Finger, die sie strubblig machen.
„Wir haben etwa einen Monat rumgemacht. Sie war… wild. Nichts war tabu. Es war cool für den Moment, aber ich hab schnell das Interesse verloren. Um mich zu halten hat sie vorgeschlagen, dass ich sie mit meinen Mitbewohnern knallen soll. Also haben wir das getan. Es war okay, nicht berauschend, aber interessant.“
Matt und Will nicken. Ich versuche mir vorzustellen, dass sie so irgendwann über mich sprechen. Ganz interessant, nicht berauschend. Ich scheitere kläglich. So sind sie eigentlich nicht. So ist unser Sex nicht. Sie fühlen sie auch, die Verbindung zu mir. Ich habe mir das nicht eingebildet!
„Nach diesem einen Mal habe ich ihr gesagt, dass niemals mehr aus uns werden kann. Sie hat sich dann Will und Matt an den Hals geworfen“, beendet Tom seinen Teil.
Matt räuspert sich. „Ich hab sie ein paar Mal gefickt. Aber irgendwie kam ich mir dabei schäbig vor. Sie hat alles gemacht, was man sich vorstellen kann, weil sie so unbedingt Anerkennung wollte. Ich konnte das nicht ausnutzen. Also habe ich es beendet.“
Gott, die arme Frau. Das ist der einzige Gedanke, der mir durch den Kopf schießt. Was ist das für ein Leben? Sie kann keinen Funken Selbstbewusstsein besitzen, wahrscheinlich weiß sie es nicht mal selbst. Sie tut mir irgendwie unendlich leid, obwohl sie ihre Scheißzunge in meinen Will gesteckt hat!
„Offensichtlich ist Matt der Nette“, meint Will. „Ich hatte solche Hemmungen nicht. Ich hab sie nach Matt ein paar Mal gefickt, aber ich fand’s langweilig. In den letzten sechs Jahren habe ich sie immer mal wieder genommen, wenn wir uns über den Weg gelaufen sind und ich grad niemand anderen hatte.“
Irgendwie überrascht mich das nicht im Geringsten.
Tom streichelt mein Gesicht. „Baby, es war nur einmal und es war nicht wie mit dir. Versprochen. Mit dir ist das was ganz anderes. Wir haben sie gefickt, weil sie uns das angeboten hat und weil wir mit Sicherheit alles schon mal probiert haben. Aber es hat nichts bedeutet. Mit dir bedeutet es alles.“
Matt schaltet sich ein: „Babe, ich versteh, dass es ein Schock war, aber du vertraust uns doch, oder?“
Ich nicke. Ja, das tue ich. Und wenn es mich umbringt. Ich vertraue ihnen, voll und ganz, und niemals werde ich was anderes tun.
Sie sind erleichtert. „Glaubst du uns, Baby?“ fragt Will.
„Ja.“ Auch dieses Mal kommt meine Antwort ohne zu zögern.
Er lächelt mich an. „Danke, Baby.“
Ich streiche mir eine Strähne aus dem Gesicht. „Ich zweifel nicht an uns, kein bisschen. Ich weiß, was wir haben.“ Ich sehe ihre überraschten Gesichter. „Ich bin nur so eifersüchtig.“
„Es gibt keinen Grund“, meint Tom.
„Doch. Ihr habt offensichtlich schon alles gemacht, was immer das heißen mag. Ich will’s gar nicht wissen“, füge ich schnell hinzu, bevor Will antworten kann. „Aber ich dachte, dass das hier für euch auch neu ist. Ich hatte gehofft, dass wir dieses Neue gemeinsam erleben. Und zu erfahren, dass ihr es schon gemacht habt… ich weiß auch nicht… macht mich rasend.“
Matt streicht mir über die Haare. „Es ist neu für mich, weil ich noch nie Sex mit einer Frau hatte, die ich liebe.“
„Wenn du so perfekte Sachen sagst, kann ich nicht mehr sauer sein.“
Er grinst. „Das ist mir auch viel lieber, Babe.“ Er zieht mich zu einem Kuss an sich. Ich gebe sofort nach als er seine Zunge gegen meine Lippen presst. Ich nehme ihn hungrig in meinen Mund auf. Sein Kuss ist wow, wie immer, aber wann sind ihre Küsse das mal nicht? Ich kann mir nicht vorstellen, sie irgendwann nicht mehr so anregend zu finden.
Plötzlich klingelt es an der Tür. Matt steht auf und geht an die Tür. „Tricia“, sagt er überrascht.
Ich bin einen Moment genervt, weil sie unsere Viersamkeit stört, aber dann höre ich sie weinen. Ich stehe auf und gehe in den Wohnbereich. Sie steht wie ein begossener Pudel im Raum. Matt streicht sich unsicher die Haare aus der Stirn. Innerlich lächel ich. Wenn ich weine, schließt er seine starken Arme um mich, wenn sie weint, ist er unangenehm berührt.
Ich gehe zu ihr und nehme sie in den Arm. „Was ist passiert, Süße?“
„Simon… Simon“, schluchzt sie, „und ich… haben uns… ge… stritten.“ Sie krallt ihre Finger in mein Oberteil und schluchzt. Ich bin überrascht, warum sie damit her kommt. Weil Will ihr Schwager ist? Weil ich hier bin? Warum geht sie nicht zu Abby? Oder ihrer Familie, oder ihren Freunden? Naja, egal, sie ist hier.
Ich geleite sie zur Couch. Ich bemerke Tom in der Küche, der Kakao macht. Einen Moment bin ich von seinem heißen Hintern abgelenkt. Als könnte er meine Blicke spüren, dreht er sich um und zwinkert mir zu.
Ich reiße mich zusammen, denke nicht an Tom und seinen unglaublichen Hintern, und frage Tricia: „Ach, Süße… Willst du es mir erzählen?“
Sie nickt. „Ich hab Abby angerufen. Sie kommt gleich her.“
Okay. Full House, Männer. Naja.
Und da klingelt es auch schon. Ich will aufstehen.
„Ich geh schon, Thea“, kommt Toms Stimme hinter mir.
Abby und Stuart kommen rein.
„Will?“ ruft Stuart sofort.
Will kommt frisch geduscht aus seinem Zimmer. Im Gehen zieht er sich noch seinen Pullover an. Seine Bauchmuskeln. Ein Traum.
„Was gibt’s?“ fragt er seinen Bruder.
„Simon und Trish haben Streit. Lass uns hinfahren.“
Er blickt mich bedauernd an, drückt mir einen Kuss auf die Wange und verabschiedet sich von allen anderen. Tom bringt uns Kakao und zieht sich dann zurück. Offensichtlich auch nicht so der Held, wenn es um weibliche Tränen geht. Mit Ausnahme von meinen. Und ich hab in unseren drei Wochen schon jede Menge geweint. Sie waren alle drei immer für mich da, haben mich getröstet, mich umarmt, geliebt, gestreichelt. Ich liebe sie. Sie sind unglaublich.
„Okay, Süße, was ist noch passiert?“ fragt Abby schließlich.
Ich schaue sie überrascht an und sie gibt mir einen kurzen Überblick, was geschehen war, nachdem Will und ich gegangen sind. „Wir haben noch ein bisschen Pool gespielt. Irgendwann haben die Jungs Getränke geholt und es haben sich zwei Männer zu uns gesellt. Ich hab meinen sofort abgewiesen und er hat sich verzogen, aber Tricias war wohl hartnäckiger.“ Sie wirft ihr einen fragenden Blick zu.
Sie nickt. „Ich wollte es nicht, wirklich. Das müsst ihr mir glauben, aber er hat mich angebaggert und mich dann geküsst. Dabei hat er mir seine Hände auf den Hintern gelegt. Ich war so perplex, ich konnte eine Sekunde nicht richtig denken. In dem Moment kam Simon. Er ist ausgerastet. Es hätte nicht mehr viel gefehlt und er hätte den Typen tot geschlagen. Als wir dann gegangen sind, hat er mich angeschrien, wie ich zulassen konnte, dass mich jemand begrapscht.“ Ihre Tränen laufen ihre Wangen runter. „Ich wollte es nicht, wirklich“, fleht sie.
„Schon gut“, murmel ich. Innerlich frage ich mich allerdings, wie es dazu kommen konnte. Ich mein, Will wurde heute auch ungewollt geküsst, aber er hat nicht eine Sekunde gezögert und sofort was dagegen unternommen. Mit nicht so viel Erfolg am Anfang, zugegebermaßen, aber er hat mich nicht eine Sekunde im Unklaren gelassen. Und ich ihn auch nicht. Als mir klar war, dass er nicht wollte, dass Simon mir den Arm um die Schultern legt, habe ich ebenfalls sofort gehandelt. Ich meine, dass macht man doch so, oder? Man lässt sich doch nicht von anderen anfassen, wenn man in einer ernsten Beziehung ist. Man will das doch gar nicht, oder? Oder liege ich da falsch?
„Als wir Zuhause waren, ist es noch schlimmer geworden. Er hat richtig gehend gewütet, rumgetobt, Sachen durch die Gegend geworfen. Dann hat er mir vorgeworfen, dass ich ihn betrüge, dass ich absichtlich mit dem Typen rumgemacht habe.“ Sie schlägt die Hände vors Gesicht.
Abby schaut sie einen Moment zweifelnd an: „Trish, tut mir leid, aber wieso hast du dem Typen nicht sofort seine Grenzen aufgezeigt?“
„Ich weiß nicht, ich weiß nicht“, jammert sie. „Ich bin so doof!“
„Hast du ihm das gesagt?“ frage ich vorsichtig.
Sie schüttelt den Kopf. „Er hat mir nicht zugehört, nicht eine Sekunde.“
„Süße, sag ihm, dass es dir leid tut, dass du es nie wieder tun wirst“, meint Abby. „Er liebt dich, er wird das verstehen.“
„Nein, er hasst mich, er will nichts mehr mit mir zu tun haben“, jammert sie.
Ich spüre, wie mich ihre weinerliche Art nervt, wofür ich mich sofort schlecht fühle. Aber echt. Wenn man einen Fehler macht, entschuldigt man sich und dann ist irgendwann auch wieder gut. Der andere verzeiht – oder auch nicht -, aber mehr, als sich entschuldigen kann man nicht machen. Und es ernst meinen.
Mein Handy piepst.
Baby, das ist echt abgefuckt. Simon ist völlig fertig. Stu und ich bleiben heute bei ihm, auch wenn ich viel lieber in dir wäre. Ich hol dich morgen zur Arbeit ab. Ich liebe dich. x
Mir wird ganz warm ums Herz.
„Das war Will, oder?“ fragt Abby. „Deinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hat er dir was ganz besonders nettes geschrieben.“
Ich kicher leicht. „Er schreibt mir immer nur ganz besonders nette Dinge.“
Sie grinst. „Noch mal frisch verliebt sein…“
„Es ist aber doch auch gut, wenn man schon lange zusammen ist, oder? Wenn man sich kennt und weiß, was der andere mag“, frage ich.
„Stuart und ich sind seit 16 Jahren zusammen. Wir haben uns in der High School kennengelernt. Er war 17 und ich 16. Er ist mein erster Freund gewesen. Und ja, es ist toll, dass ich ihn nach einem halben gemeinsamen Leben immer noch so liebe, aber die erste Zeit in der man nicht die Finger von einander lassen kann, ist wunderschön“, Abby lächelt leicht.
„Es ist wunderschön“, sage ich, „aber ich kann es nicht erwarten, Zeit mit ihm verbracht zu haben, Dinge zu erleben, ein Leben gemeinsam zu leben. Und ich hoffe, dass er auch in zehn Jahren die Finger nicht von mir lassen kann.“
Abby lacht. „Das habe ich damals auch gedacht. Und jetzt haben wir einmal die Woche Sex und einen Kredit.“
„Warum hat eigentlich Will als Jüngster die Firma übernommen? Was machen Simon und Stuart?“ frage ich neugierig.
„Will war der einzige, der sich für dieses Feld interessiert hat. Simon hat eine Baufirma und Stuart arbeitet mit Matt zusammen“, erklärt Abby. „Sie beide hatten kein Interesse an Biotechnologie. Und versteh mich nicht falsch, ich liebe Stuart, aber sie sind beide auch nicht so intelligent wie Will. So ungefähr wie wir.“
Ich schaue sie überrascht an. „Was meinst du damit?“
„Du bist super intelligent, Thea. Tricia ist Kindergärtnerin und ich bin Grundschullehrerin. Da besteht ein himmelweiter Unterschied.“
„Ach, Quatsch, gar nicht“, murmel ich verlegen, bevor mir ein Gedanke kommt. „Ich hoffe, du findest mich nicht arrogant. Gebe ich dir das Gefühl, nicht gut genug zu sein?“ frage ich entsetzt.
Sie lächelt. „Nein, Süße. Du gibst mir ein gutes Gefühl. Du bist lieb und hast ein gutes Herz.“
Ich bin erleichtert. Ich schaue Tricia an. „Und dir?“
Sie wird ein bisschen rot. „Naja, ich fand dich einschüchternd.“
„Oh“, mache ich.
„Du bist schön, klug, witzig, du hast es geschafft, den tollen William King zu bändigen. Er hat dir ja beinahe aus der Hand gefressen. Du weißt nicht, wie die Familientreffen vor dir waren, aber Will war schon manchmal ein arroganter Arsch und hat anderen das Gefühl gegeben, nicht gut genug zu sein.“
Ich lache leise. „Das kann ich mir in der Tat sehr gut vorstellen.“
„Aber seit du da bist, ist es anders. Er ist nett, freundlich. Ich hab sogar das Gefühl, dass er mich leiden kann, was ich früher nie hatte. Früher hatte ich oftmals das Gefühl, dass er mich für unter der Würde eines Kings hält“, gesteht Tricia.
„Er hat halt ‘nen Knall“, konstatiere ich.
Sie lachen beide. „Aber er ist verrückt nach dir.“
Ich lächel. Ja, das ist er.