The Irishs – Leah

Kapitel eins:

Es war einmal eine Kinderpsychologin in der schönen, ein bisschen verrückten Stadt San Francisco, die sich nach Liebe sehnte, aber den Glauben an sie verlor. So könnte meine Geschichte beginnen. Der Grund, warum ich befürchte, dass Liebe eine Illusion ist, sitzt vor mir. Oder nein, das ist ein wenig gemein, denn dieser hier, Percy Lomack III., ist nicht allein dafür verantwortlich. Aber er gehört zu einer schier endlosen Reihe an schlechten Dates. Dritten, zweiten, aber am meisten ersten Dates. Denn wer will sich erneut mit jemandem treffen, wenn schon das erste Mal schlecht war?

»Ich hab mir vor Kurzem einen BMW gekauft. Ich weiß, was du jetzt denkst: Ganz schön teuer! Ja, aber diese Wagen sind es einfach wert. Wenn die Deutschen eins können, dann Autos bauen. Er hat über dreihundert PS, sechs Zylinder und kommt von null auf hundert in fünfeinhalb Sekunden. Ist das nicht Wahnsinn?«

Er sieht mich an, als müsste ich meine Pompons auspacken und sie schwingen. Gebt mir ein L. Gebt mir ein A. Ein N, ein G, ein W, ein E, ein I, ein L, noch ein I und ein G. Was haben wir dann? LANGWEILIG!

Was haben Männer denn nur mit Autos? Vier Räder. Ein Lenkrad und ein Dach. Mehr braucht es doch nicht.

»Buchdruck, Telefon, Röntgenstrahlen, Chipkarten, das Periodensystem.«

Er sieht mich verwirrt an. »Was haben diese Dinge mit meinem Auto zu tun?«

»Oh, ich zähl nur Dinge auf, die Deutsche erfunden haben, die ich für viel wichtiger halte als ihre Autobaukunst.«

Sein Blick ist abschätzig. »So eine bist du also.«

»So eine?«, frage ich nach, aber was auch immer jetzt kommt, wird er für eine Beleidigung halten und ich wahrscheinlich für ein großartiges Kompliment.

»Eine, die keinen Mann, sondern einen dressierten Pudel haben will. Aber das ist nicht, Schätzchen. Mir tanzt keine Frau auf der Nase herum. Ich bin ein Alpha.«

Einen Moment bin ich verdutzt, bevor ich so heftig pruste, dass mir der Wein, den ich gerade im Mund hatte, plötzlich heftig in der Nase kitzelt. »Ah, okay«, bringe ich hervor und höre dann die erlösende Glocke, die dafür sorgt, dass er aufsteht und an den nächsten Tisch geht. Ich dagegen warte auf den nächsten Kerl, der mich wahrscheinlich auch langweilen wird. Wieso kann es denn nicht einen Mann geben, der intelligent, witzig, eloquent, fürsorglich und warmherzig ist? Die perfekte Mischung aus Verstand und Herz? Ist das denn zu viel verlangt?

Vielleicht bin ich einfach zu anspruchsvoll, aber wenn man mit einem Haufen zwar sehr verrückter, aber wirklich guter Männer aufgewachsen ist, kann man sich mit weniger nicht zufriedengeben. Schließlich weiß ich ja, dass es tolle Männer gibt. Leider bin ich nur mit allen verwandt.

Womit ich auch nicht sagen will, dass ich irgendeinen meiner Verwandten daten würde. Gott bewahre. Aber jemanden, der so ist wie meine Cousins oder mein Bruder, aber nicht dieselben Chromosomen teilt, muss doch existieren.

Ein blonder Mann, vielleicht Ende zwanzig, setzt sich an meinen Tisch. Er lächelt mich gewinnbringend an. »Hi, ich bin Tim.«

»Ich bin Leah.«

»Was meinst du, was wäre mit den Dinosauriern passiert, wenn es keinen Meteoriteneinschlag gegeben hätte?«

Ich setze mich aufrechter hin, durchaus interessiert, weil er nicht gefragt hat: »Wie geht’s? Was machst du beruflich? Willst du mal meine Aubergine nackt sehen?« Okay, Letzteres funktioniert beim Chatten mit dem Emoji leichter. Wenn ich mich recht entsinne, hatte ich irgendwann mal erwähnt – oder habe ich mir das nur gedacht? –, dass ich so einen originellen Einstieg gern mal hören würde. War es nicht auch genau das?

Was ist das denn für ein Zufall? Oder ist es keiner? Kenne ich ihn vielleicht schon?

Falls ja, kann ich mich nicht erinnern. Er sieht gut aus, so jemanden vergisst man eigentlich nicht. Niemals.

»Das ist eine sehr gute Frage. Meinst du, sie würden immer noch unter uns leben? Man könnte aus der Tür schauen und da würde ein Triceratops entlanglaufen?« 

Der Grund, warum ich tatsächlich einiges über Dinos weiß, ist meine Nichte Róisín, die eine Phase durchlaufen hat, in der sie sich sehr für die Tiere aus der Urzeit interessiert hat. Momentan interessiert sie sich mehr für Chemie und Biologie. Vor allem, da Thea, eine gute Bekannte, würde ich sie nennen, ihr versprochen hat, ihr mal ihr Labor zu zeigen. Seitdem erzählt Róisín die ganze Zeit nur von irgendwelchen Experimenten. Ihr Chemiebaukasten ist ihr schon zu langweilig. Das Kind hat Großes vor.

Es ist auf jeden Fall gut, mit den Bennet-Kings bekannt zu sein, denn Thea und ihr Ehemann Will können ihr auf diesem Gebiet wirklich viel bieten. Nicht, dass wir nicht auch alles für sie tun und ihre Talente fördern würden, aber selbst Orla als Tierärztin ist nicht übermäßig naturwissenschaftlich begabt. Und Róisín? Sie ist eindeutig begabt, sehr sogar.

Tim beugt sich vor. »Vielleicht. Meinst du, man hätte sie zähmen können und jetzt würde man sie reiten? Yeehaw, mein kleiner T-Rex!«

Ich grinse. »Ob der T-Rex wohl der Lamborghini unter den Dino-Reittieren wäre?«

»Könnte ich mir gut vorstellen. Ein Brüller und alle anderen würden die Kreuzung räumen.«

»Ich würde allerdings auch Fersengeld geben, wenn ein T-Rex auftauchen würde. Egal, ob er kurze Arme hat, mit dem Maul kann er schlimme Dinge anrichten.«

»Oh, auf jeden Fall. Den Zähnen möchte ich auch nicht zu nahe kommen, aber wenn er gezähmt wäre und vielleicht Daphne heißen würde? Vielleicht frisst er einem aus der Hand.«

Ich nicke lachend. »Hätte er dann auch einen pinken Sattel?«

»Auf jeden Fall. Ob die Besitzer auch irgendwelche komischen Sachen mit ihren Dinos anstellen würden? So was wie die kleine Palme auf dem Kopf eines Yorkshires oder geflochtene Schweife?«

»Bestimmt. Wahrscheinlich wäre es der Trend schlechthin, dem Dino die Nägel zu lackieren.«

Er lacht. »Oh ja, das kann ich mir auch vorstellen. Bei einem Triceratops vielleicht auch die Teile, die aus dem Kragen rauswachsen.«

»Die Epoccipitale?«

Er sieht mich mit großen Augen an. »Wow, du bist ja eine echte Expertin!« Er grinst. »Mag ich.«

»Ich hab eine Nichte, die sich dafür interessiert hat …« 

Bevor ich den Satz beendet habe, erklingt die Glocke. So schnell können sieben Minuten vorbei sein, wenn man sich gut – oder abstrus – unterhält.

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