The Irishs – Orla

Kapitel eins:

Meine Schwester Tara sieht mich an. »Was ist los?«

Ich spiele mit den Spitzen meiner Haare. »Ich weiß es nicht. Es ist nur so ein allgemeines Unglücklichsein.«

»Das ist ja scheiße.«

Ich lache auf, ein wenig bitter klingt es in meinen Ohren. »Ganz eindeutig. Dabei läuft gerade alles ganz schön gut. Die Arbeit ist schön und befriedigend. George ist wieder da und nimmt die Kinder regelmäßig. Den beiden geht es gut. In der Familie ist alles wieder zur Ruhe gekommen. Keine Ahnung. Vielleicht werde ich einfach alt und wunderlich.«

Tara trinkt einen Schluck ihres Bieres. Wir sitzen in dem Pub unseres Cousins Cian, der aber heute – Wunder, oh Wunder! – einmal freigenommen hat, weswegen auch sonst niemand von unserer Familie hier ist. Freie Bahn also für ein Treffen nur unter Schwestern.

»Das wirst du auf jeden Fall, kein Zweifel.«

»Hey, du bist nur ein Jahr jünger.« Ich werfe einen Bierdeckel nach ihr.

»Aber ein entscheidendes Jahr.« Sie grinst. »Aber es ist doch ganz klar, was in deinem Leben fehlt.«

»Und das wäre?«

Sie beugt sich zu mir, deutet mit ihrer Flasche auf mich. »Wann hattest du das letzte Mal Sex?«

Das kommt überraschend und da muss ich erst mal nachdenken.

»Mir kannst du es doch sagen«, meint sie grinsend.

»Ich rechne noch nach.«

Lachend erklärt sie: »Okay, dann ist es auf jeden Fall zu lange her.«

»Könnte stimmen.«

»Die Lösung ist einfach. Reiß dir einen auf und hab einen Sexmarathon, aber so einen, bei dem man am Ende schweißgebadet, außer Atem und einfach nur so schön erledigt ist.«

»Ich bin Mutter von zwei Kindern. Ich reiß mir ganz sicher keinen auf.«

Wieder beugt sie sich vor. »Scheiß drauf. Die Hälfte der Männer hier hat dich beim Reinkommen mit Blicken ausgezogen. Die andere Hälfte fragt sich, ob es noch zu früh für einen Antrag wäre.«

»Jaja, ich weiß. Ich sag ja auch nicht, dass ich es nicht könnte.« Okay, mein Grinsen ist gerade vielleicht ein wenig selbstgefällig. Ich bin die Erste, die das zugeben würde. »Ich sag, ich tu es nicht.«

»Wieso nicht? Weil dein Rabbit gute Dienste leistet?«

»Zum einen, mein Rabbit hat mich noch nie enttäuscht. Besten Dank auch.« 

Tara ist diejenige, die mir dieses aktuelle Modell geschenkt hat. Leider so, dass unsere bescheuerten Cousins es mitbekommen und mich drei Monate lang Kaninchen genannt haben, was dazu führte, dass Aoife, meine jüngere Tochter, unbedingt eines haben wollte. Da ein Nein unweigerlich zu einem Tobsuchtsanfall geführt hätte, habe ich George überzeugt, eines für sie zu kaufen. So hat sie es immer dann, wenn sie bei ihrem Vater ist, und ich muss mich um nichts kümmern. 

»Und zum anderen ist meine wilde Zeit vorbei.«

»Und du hattest eine wilde Zeit.« 

Tara hält mir ihre Flasche zum Anstoßen hin, was ich gern tue.

»Oh ja.« Ich lache auf, bevor ich einen Schluck nehme.

»Vermisst du es nicht?«

»Doch, klar. Es war großartig, aber ich kann nicht mehr jedes Wochenende durch die Bars ziehen und wahllos Männer mit nach Hause nehmen.«

»Du hast nie wahllos welche mit nach Hause genommen. Es waren nur die Besten.« Sie grinst.

»Okay, ich hab heiße Männer mit nach Hause genommen, beziehungsweise eigentlich bin ich immer mit zu ihnen gegangen, damit ich kontrollieren konnte, wann der Abend zu Ende ist. Es ist so viel leichter, einfach zu gehen, als jemanden rausschmeißen zu müssen.«

»Amen, Schwester.«

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