The Irishs – Tara

Kapitel eins:

Ich war die letzten Monate in Denver, war nur einmal kurz zu Hause, und freue mich jetzt so unglaublich darauf, dass ich wieder in mein geliebtes San Francisco komme. 

Keine Frage, Denver ist ziemlich cool, vor allem wenn man Ski fährt, was ich nicht tue, aber es hat auch eine coole Szene, irgendwie einen coolen Vibe.

Aber nichts geht über San Francisco. Diese Stadt ist einfach besonders. Vielleicht liegt es daran, dass ich hier geboren und aufgewachsen bin oder an der Hippie-Geschichte oder generell an der Vergangenheit mit Goldrausch oder als Tor nach Osten oder vielleicht auch an der Gegenwart mit dem Silicon Valley und anderen Tech-Firmen, aber sie hat irgendwas Besonderes. Klar, Mieten sind hier so hoch wie nirgendwo sonst und wenn ich keinen relativ okay bezahlten Job hätte, könnte ich mir auch nichts leisten, was schon ein bisschen furchtbar ist.

Als ich aus dem Flughafen trete, atme ich erst mal tief ein. Was vielleicht nicht die allerbeste Idee ist, denn die Luftqualität ist nicht so perfekt wie in den Bergen. Aber es riecht irgendwie nach San Francisco.

Ich hätte mich abholen lassen können. Irgendjemand meiner großen und lauten Familie hätte mich mit Sicherheit abgeholt, aber ich will sie überraschen. Denn zufällig ist heute Kindergeburtstag angesagt. Und da Bradys Wohnung viel zu klein ist, um viele Menschen zu beherbergen, findet dieser bei seinen Eltern statt. Daher weiß ich, dass sie alle dort sein werden.

Ich nehme ein Taxi, lasse mich zu dem schmucken kleinen Häuschen bringen, in dem Katelyn und Patrick O’Brien schon eine Ewigkeit wohnen. Es ist nicht riesengroß, nicht so groß wie das Haus meiner Mom etwa, aber es ist gemütlich und durch den kleinen Garten auch gut für Kinder geeignet. Kira jedenfalls, Bradys Tochter, ist gern hier bei ihrer Grandma.

Als ich dort ankomme, klingele ich, aber niemand öffnet. Wahrscheinlich sind sie alle mal wieder viel zu laut und niemand kann sein eigenes Wort verstehen.

Ich probiere die Klinke und glücklicherweise ist nicht abgeschlossen. Aber ganz ehrlich, so wie die O’Brien-Jungs aussehen, würde sich auch kein Einbrecher in die Nähe wagen.

Ich muss einfach nur dem Lärm folgen. Ich schnuppere. Oder vielleicht besser dem Duft. Denn offensichtlich wird in der Küche gerade etwas Leckeres gebrutzelt.

Ich strecke den Kopf rein, sehe Helen, Katelyn und meine Mom durch die Gegend wirbeln.

»Was gibt’s zu essen?«, frage ich.

Drei Köpfe schnellen rum, bevor meine Mom jubelt und mich in die Arme schließt.

Auch meine Tanten kommen, um mich zu begrüßen.

»Wieso hast du nicht gesagt, dass du kommst?«, fragt Mom, während sie mein Gesicht in die Hände nimmt und mich anstrahlt.

Ich bin jetzt über dreißig, aber ich schäme mich nicht, zuzugeben, dass dies die Momente sind, in denen ich mich besonders fühle. Denn sie gibt mir dieses Gefühl. Mom war schon immer unser größter Cheerleader und unser Nummer-eins-Fan. 

»Ich wollte euch halt überraschen.«

»Das ist dir auf jeden Fall gelungen.«

Sie lächelt, hakt sich bei mir ein und bringt mich dann in den Garten.

»Schaut mal, wer da ist!«

Und dann? Dann geht das Chaos erst richtig los. Innerhalb der nächsten Minuten werde ich umarmt, geküsst, angestrahlt, sodass ich mich frage, wieso ich überhaupt so lange weg war. Schließlich geht nichts über Familie.

Liebe ist immer toll, aber ganz besonders liebe ich meine Nichten. Als Aoife, Róisín und Kira mich umarmen, mir ihre Mädchenküsse geben, bin ich im siebten Himmel und will nie wieder von meiner Wolke runterkommen. Hier sitze ich und hier bleibe ich.

»Setz dich, setz dich«, sagt Mom und drückt mir ein Glas Wein in die Hand. Und wer sagt schon Nein zu Alkohol am Nachmittag? Ganz genau, niemand.

Meine Schwester Orla sieht mich an, grinst. »Ich hatte schon ganz vergessen, wie du aussiehst.«

»Du warst erst vor drei Wochen in Denver«, erinnere ich sie.

»Das ist schon viel zu lange her.«

Leah fragt: »Ist es nur eine Stippvisite oder bleibst du?«

»Ich bleib erst mal wieder.«

»Das freut mich.« 

Sie lächelt mich an, prostet mir zu, während ich mich umsehe.

Es sind alle da, außer Cian und Bryce.

»Ist Bryce gar nicht da?«

»Die Frischverliebten kommen etwas später.« Orla grinst. »Ich bin mir nicht sicher, ob du jemals wieder in deine Wohnung gehen willst.«

Ich verdrehe die Augen. »Auch ohne Bryce hat diese Wohnung schon jede Menge Sex gesehen.«

Schnell schaue ich mich um, ob kleine Ohren gehört haben, was ich hier erzähle.

»Das glaub ich«, kommentiert Leah trocken. »Hast du dir in Denver einen hübschen Mann angelacht?«

Ich lehne mich zurück, trinke einen Schluck von meinem Wein und scherze: »Einen?«

Amazon

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.