Meet me in Guerneville

Hier könnt ihr ins erste Kapitel hinein lesen:

Conley

Langsam mache ich die Augen auf, reibe mir den Schlaf aus ihnen, rege mich, spüre die angenehme Schwere, die nach einer halben Nacht Sex noch meinen Körper befällt.

Ich schaue neben mich, sehe den blonden Haarschopf, der sich nicht rührt.

Sehr gut.

Jetzt habe ich noch die Chance, zu entfliehen.

Als ich mich gerade aufrichte, dreht er sich um, schlingt seinen Arm um mich und zieht mich zurück.

»Guten Morgen, Süße«, nuschelt er verschlafen, während seine Lippen meinen Hals suchen.

Einen Augenblick lasse ich es geschehen, bevor ich mich aus seinen Armen winde.

Ich stehe auf, suche meine Kleidung auf dem Boden zusammen, sehe ihn an.

Er reibt sich die Augen. »Willst du schon gehen?«

»Ja, ich muss los.«

»Bleib doch noch ein bisschen. Ich mach Frühstück.«

Ich schlüpfe in meine Sandalen, greife nach meiner Handtasche. »Tut mir leid, aber ich muss jetzt wirklich los.«

»Wann sehen wir uns wieder?«

Auch das noch.

»Ich ruf dich an.«

Und damit verschwinde ich aus seiner Wohnung. Ich höre noch, wie er mir hinterherruft: »Du hast doch meine Nummer gar nicht!« Aber da lasse ich die Tür schon hinter mir ins Schloss fallen.

Schlimm, wenn sie immer so anhänglich werden.

Vergnügt, schließlich hatte ich tollen Sex, gehe ich die Straße entlang, bevor ich mir an der Ecke ein Uber rufe und mich nach Hause bringen lasse.

Als ich die Haustür aufschließe, sitzen meine beiden Mitbewohner, Emerson und Jake, am Küchentisch. Sie sehen auf, als sie die Tür hören.

Emerson lacht auf, als sie mich betrachtet. »Heiße Nacht gehabt?«

Jake grinst. »Ist das hier dein Walk of Shame?«

Ich straffe die Schultern, gehe mit wiegenden Hüften auf sie zu. »Walk of Shame? So ein Unsinn. Das ist mein Stride of Pride.« Vielleicht habe ich zu viel The Bold Type gesehen, gebe ich gern zu. Die Serie rockt. »Ich hatte letzte Nacht Sex und er war glorreich. Der Typ hat meine Klit gefunden, ohne dass ich ihm helfen musste. Meist muss ich es ihnen zeigen. Und wir wissen ja, wie gern Männer nach dem Weg fragen.«

Meine beste Freundin Emerson lacht, Jake lässt den Kopf auf den Esstisch fallen. »Ich entschuldige mich für alle meine Geschlechtsgenossen.«

Ich grinse, als ich mich zu ihnen setze. »Als ob du sie finden würdest.«

Er richtet sich wieder auf. »Hey, zu meiner Verteidigung, ich bin schwul, ich muss sie gar nicht finden. Aber da kannst du dir sicher sein, wenn ich Interesse an der weiblichen Anatomie hätte, wäre ich ein Experte.«

Emerson, die gerade aus ihrer Tasse trinkt, fängt an zu lachen und spuckt den halben Kaffee über den Tisch.

»Hey, Jake! Wie lautet die oberste Regel?« Ich schaue ihn strafend an.

Er hebt die Hand. »Keine Witze machen, wenn Emerson irgendwas im Mund hat.«

»Richtig. Und wieso hast du sie gebrochen?«

Jake sieht sie interessiert an. »Passiert das eigentlich auch, wenn du Sperma im Mund hast?«

Emerson schenkt ihm einen frechen Blick. »Das wüsstest du wohl gern.«

»Hey, ich dachte, wir sind beste Freunde. Beste Freunde erzählen sich alles.«

Emerson lehnt sich in ihrem Stuhl zurück. »Eine Lady genießt und schweigt.« Dann sieht sie mich an. »Wieso bist du schon zurück, wenn es so gut war?«

»Das Übliche.«

Sie zieht die Augenbrauen hoch. »Das Übliche? Also, du bekommst kalte Füße, wenn du das Gefühl hast, dass es zu gut sein könnte? Du hast kein Problem damit, Loser mit nach Hause zu bringen, mit denen wochenlang abzuhängen, aber sobald es gut ist, macht es dir Angst?«

Ich kneife die Augen zusammen. »Ich hab keine Angst.«

»Dir schlottern doch die Beine, Kleine.«

Ich greife nach ihrer Tasse, trinke einen Schluck. »Ich hab nur keine Lust auf was Festes.«

»Das wäre ja auch so schlimm, mit jemandem regelmäßig guten Sex zu haben.«

»Das verstehst du nicht.«

Sie beugt sich vor, legt ihre Hände auf den Tisch. »Oh, ich versteh sehr gut. Du hast Schiss, dass du dich verlieren könntest.«

Ich springe aus meinem Stuhl auf. »Blödsinn! Ich weiß sehr genau, wer ich bin. Da mach ich mir keine Sorgen.«

Sie hebt beide Hände. »Okay, okay. Dann liege ich vielleicht falsch, mag sein. Aber dann versteh ich nicht, wieso du keine Beziehung willst.«

Langsam setze ich mich wieder hin, streiche mir die blonden Haare aus der Stirn. »Nicht jeder muss eine Beziehung haben wollen.« Aber der eigentliche Grund sind sie und ihre Erfahrungen.

Emerson nickt. »Das ist klar. Ich will momentan auch keine. Es war … übel.« Ja, das war es. Und wir haben nur die Ausläufer mitbekommen, als es schon beendet war.

Jake lächelt mich an. »Wenn du keine Beziehung willst, ist das vollkommen okay. Aber nur mal so von außen betrachtet – und wie gesagt, ich bin kein Vulva-Experte –, aber jemand, der die Klit finden kann, scheint allen anderen Männern schon mal weit voraus zu sein.«

Emerson nickt enthusiastisch. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie recht du mit dieser Aussage hast.«

Als Emerson ihre Vergangenheit erwähnt hat, ist mir ein kalter Schauer über den Rücken gelaufen, der mich trotz des Hochsommers frieren lässt. Langsam, ganz langsam taue ich wieder auf. »Vulva-Flüsterer sind spärlich gesät.«

»Ganz ehrlich, meine Damen, das tut mir so leid für euch.« Jake sieht auch ganz bedröppelt aus.

»Na ja, die allermeisten sind da zumindest nicht beratungsresistent.«

Emerson sieht mich an. »Ach, nicht?«

»Außer dieser eine, den du da hattest«, gebe ich zu.

Emerson steht auf. »Erinner mich bloß nicht an den.«

Jake sieht sie interessiert an. »Von wem reden wir?«

Emerson verdreht die Augen. »Ich weiß nicht mal seinen Namen. Aber wir sind im Bett gelandet. Er war auch superenthusiastisch, wollte unbedingt seine Finger und seine Zunge und alles andere zwischen meine Beine schieben. Hatte vorher noch getönt, dass er voll der Experte ist, und ganz ehrlich, dass er nicht an meinen Nippeln gerieben hat, um meine Klit zu finden, war schon alles. Und als ich ihn darauf hinwies, dass er ungefähr eine Meile weit entfernt von der richtigen Stelle ist, wollte er es nicht wahrhaben, sondern hat doch allen Ernstes gesagt, vielleicht wüsste ich nicht, wo sie ist.«

Jake schüttelt den Kopf. »Das ist doch nicht wahr.«

Emerson wirft ein: »Einmal das Selbstbewusstsein eines durchschnittlichen weißen Mannes haben.«

Jake grinst. »Hey, ich bin ein durchschnittlicher weißer Mann.«

Gleichzeitig schütteln Emerson und ich den Kopf. »Nein, du bist außergewöhnlich.« Ich grinse ihn an, denn es ist wirklich wahr. Jake ist einer von den Guten.

Er drückt seine Hände gegen seine Wangen. »Ihr macht mich ganz verlegen.« Lachend werfe ich die Packung Taschentücher nach ihm, die passenderweise auf dem Esstisch liegt.

Emerson schaut auf die Uhr. »Ich muss los. Bist du heute Abend zu Hause?« Sie sieht mich an.

»Ja, wieso?«

»Ich muss was ganz Dringendes mit dir besprechen.«

»Kannst du das nicht jetzt machen? Ich mein, ich werd den ganzen Tag an nichts anderes mehr denken.«

Sie grinst mich an. »Genau deswegen hab ich es dir gesagt.«

»Du bist echt ein Biest.«

Sie tänzelt an mir in Richtung Treppe vorbei. Ich gebe ihr einen Klaps auf den Hintern, was sie mit Lachen quittiert.

Ich beuge mich zu Jake. »Weißt du, worum es geht?«

Er zuckt mit den Schultern. »Weiß man das bei ihr jemals? Es kann sein, dass sie fragen will, welche Farbe ihr Abschlussballkleid haben soll oder ob sie als Präsidentin kandidieren soll. So weit ist das Spektrum.«

Ich nicke. »Da hast du recht.« Das wird mich wahnsinnig machen. Dieses kleine Miststück.

* * *

Den ganzen Tag über denke ich darüber nach, was Emerson wohl sagen will. Während ich selbst frühstücke. Während ich im Fitnessstudio bin und an meinem Latin-Dance-Kurs teilnehme. Während ich mich mit einer ehemaligen Kollegin zum Mittagessen treffe. Während ich nachmittags Unkraut jäte. Während ich abends in der Küche stehe, um alles für Tacos vorzubereiten.

Und die ganze Zeit frage ich mich, was Emerson da wohl im Sinn hat.

* * *

Ihr Blick fällt auf all die Sachen, die ich schon vorbereite, und sie reckt beide Arme in die Luft. »Es gibt Tacos!«

»Hast du eigentlich nicht verdient.«

Sie zieht einen Schmollmund. »Wieso denn nicht?«

»Das weißt du ganz genau, du Biest.«

Lachend wäscht sie sich die Hände, bevor sie zwei Teller rausholt. Jake schläft bei seinem Freund. Die Wahrscheinlichkeit, dass er in naher Zukunft nicht mehr unser Mitbewohner sein wird, ist hoch.

Ehrlich gesagt weiß ich noch gar nicht, wie ich damit umgehen soll. Emerson wohnt erst seit einem Jahr bei uns, aber Jake und ich waren seit dem College Mitbewohner. Und irgendwie fühlt es sich komisch an, irgendwann nicht mehr mit ihm zusammenzuwohnen.

Wobei man auch sagen muss, dass sich unsere Dynamik etwas geändert hat, seit Emerson zu uns gezogen ist. Ich will nicht sagen, dass die beiden sich nicht leiden können, denn das wäre gelogen, aber es ist schon manchmal so, zumindest habe ich das Gefühl, dass sie beide ein wenig um meine Aufmerksamkeit buhlen. Jake war die meiste Zeit meines Erwachsenenlebens mein bester Freund, aber Emerson war als Kind meine beste Freundin. Und als sie vor einem Jahr vollständig aufgelöst vor mir stand, nachdem ich sie jahrelang nicht gesehen hatte, konnte ich nicht Nein sagen. Ich wollte es auch nicht.

Es ist einfach so, mit manchen Menschen hat man so eine starke Verbindung, die auch Jahre später immer noch vorhanden ist. Auch wenn wir damals noch Kinder waren, haben wir quasi nahtlos an unsere Freundschaft angeknüpft. Und vielleicht, ganz vielleicht haben wir Jake dadurch ein wenig ausgeschlossen, weil wir einfach diese Verbindung von früher hatten, die jetzt wieder aufblüht.

Deswegen trifft es sich eigentlich ganz gut, dass Jake immer mehr Zeit bei seinem Freund verbringt, auch wenn ich ihn vermissen werde. Aber Gott sei Dank bleiben wir ja am selben Ort.

Ich hätte es damals nicht gedacht, als ich fürs Studium nach Denver gezogen bin, dass die Stadt irgendwann einmal mein Zuhause sein würde. Aber jetzt kann ich es mir gar nicht mehr vorstellen, wie es anders sein könnte. Okay, mir fehlt ganz eindeutig das Meer, aber Denver hat diese wunderbaren Berge mit dieser wunderbaren Natur, die mich direkt in ihren Bann gezogen hat.

»Also? Was gibts?«

Emerson grinst. »Du kommst immer gleich zur Sache, was?«

»Ich würde sagen, du hast mich lange genug schmoren lassen, jetzt ist es an der Zeit, mit der Wahrheit rauszurücken.«

Sie hebt die Hände. »Okay, okay, du hast recht. Aber bitte versprich mir, dass du dir erst alles anhörst, bevor du Ja sagst.« Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie eigentlich denkt, dass ich Nein sagen werde, es aber nicht beschreien möchte.

Ich verschränke die Arme vor der Brust. »Fein.«

Emerson stellt die Teller auf den Tisch, holt Weingläser, die sie daneben platziert, und nimmt eine Flasche Weißwein aus dem Kühlschrank. Nachdem sie sie geöffnet hat, schenkt sie uns beiden ein. Wir bringen die restlichen Sachen zum Tisch, setzen uns hin.

»Also los.«

»Du kennst doch meine Familie.«

Ich kneife die Augen zusammen. »Hab ich schon mal was von gehört.«

»Sehr witzig. Also, es ist so: Du weißt ja, dass ich jetzt schon lange keinen Kontakt mehr zu ihnen hatte.«

»Gar keinen? Ich dachte, du schreibst ihnen ab und zu Postkarten?«

»Ja, bis auf die Postkarten. Aber sonst halt keinen. Es ist aber so, dass ich durch merkwürdige Zufälle, die ich nicht weiter beleuchten möchte, herausgefunden habe, dass Troy heiratet.«

»Ich dachte, er wäre schon verheiratet?«

Sie schüttelt den Kopf. »Er war mal verheiratet, aber das ist in die Brüche gegangen. So genau weiß ich es nicht, nur dass es so ist. Jedenfalls heiratet er wieder.«

»Und das bedeutet?« Sie seufzt, während sie sich eine Tacoschale auf den Teller legt und beginnt, diese mit all den Dingen zu füllen, die ich vorbereitet habe. »Das bedeutet … Keine Ahnung. Ich hab in letzter Zeit darüber nachgedacht, ob ich … Na ja, vielleicht wieder Kontakt haben möchte.«

»Das hast du bisher noch nicht erwähnt.«

»Weil ich mir nicht sicher bin.«

Ich lehne mich zurück, beobachte sie. Wenn sie nervös ist, bewegen sich ihre Hände unaufhörlich. So wie jetzt. Sie sind in ihren Haaren, sie reibt ihre Nase, sie macht irgendwas an ihrem Essen, sie nimmt die Gabel auf, legt sie wieder hin. Sie streicht über den Tellerrand, nimmt die Serviette hoch, legt sie auf ihren Schoß, reibt sich erneut die Nase.

»Ich hab nie so ganz verstanden, wieso du damals weggegangen bist.«

Sie zuckt mit den Schultern. »Es hat sich nicht richtig angefüllt, dazubleiben. Es ist ja nichts vorgefallen, ich weiß. Aber diese ganze Welt … Sie wurde so klein. So eng. Ich hab mich so gefangen gefühlt. Ich weiß, dass meine Brüder und meine Cousins die Stadt lieben und niemals weggehen würden, beziehungsweise zurückgehen, wenn sie mal das Weite gesucht haben. Aber für mich war das nie so. Keine Ahnung. Ich liebe meine Familie. Aber bisher hatte ich immer das Gefühl, dass es für uns alle leichter ist, wenn wir eben keinen Kontakt haben.«

»Das hört sich total dämlich an.«

»Ich weiß. Aber Gefühle lassen sich eben schwer erklären.«

»Ich will dich auch überhaupt gar nicht verurteilen oder beurteilen oder so was in der Art. Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied. Und wenn du dich nicht mehr wohlgefühlt hast in deiner Familie, dann hast du natürlich auch das Recht, zu gehen.«

Sie sieht mich aus ihren großen Augen an. »Es war nicht mehr das Gleiche für mich, seit du Guerneville verlassen hast.«

Überrascht beuge ich mich vor. »Da war ich vierzehn.«

Sie nickt. »Du warst meine beste Freundin. Du warst die Einzige, die mich verstanden hat. Zumindest hatte ich den Eindruck.«

»Das liegt daran, dass wir seelenverwandt sind.«

Sie grinst. »Dass du dich noch daran erinnerst, dass wir das immer gesagt haben.«

»Für mich war es auch so.« Ich lächele sie an. »Glaub nicht eine Sekunde, dass es mir nicht so ging. Ich wollte gar nicht gehen. Aber meine Eltern …«

»Ich weiß, dein Vater hat einen neuen Job bekommen und deswegen seid ihr umgezogen.«

Ich nicke. »Aber nicht nur das. Meine Eltern wollten mich auch aus der Umgebung holen.«

Emerson runzelt die Stirn, weil ich ihr das bisher noch nicht erzählt habe. »Wie meinst du das?«

»Sie waren der Meinung, dass ihr nicht der beste Umgang wart.« Abwartend blicke ich sie an, beobachte, wie sie auf diese Info reagiert.

Sie sieht mich irritiert an. »Was soll das heißen? Wer war nicht der beste Umgang?«

»Na ja, erinnerst du dich nicht, dass Reid und ich ständig aneinandergeraten sind?«

»Vage.«

»Meine Eltern waren der Meinung, dass ich nur wegen ihm so viele Schwierigkeiten gemacht habe. Wegen euch. Ich war schlecht in der Schule, ich hatte ständig Stress mit dem Rektor. Und auch sonst war immer irgendwas, sodass man sagen könnte, dass ich außer Rand und Band gewesen bin. Und Mom und Dad dachten, dass es an euch liegt. Vor allem an Reid, aber einfach auch an meinem Freundeskreis.«

Ihr Gesicht wird finster. »Das wusste ich gar nicht.«

»Ist ja auch schon ewig her. Und mir hatten sie das damals auch nicht gesagt. Erst irgendwann später.«

Sie seufzt. »Egal. Aber jedenfalls hab ich überlegt, ob ich nicht zu der Hochzeit gehen will.«

»Mach das doch. Ich mein, wenn du die Verbindung wieder aufnehmen willst, ist das doch eine gute Möglichkeit, herauszufinden, ob da überhaupt eine Chance besteht.«

Sie lächelt mich an und mir schwant Böses.

»Nein«, sage ich schon mal vorsorglich.

»Du bist meine beste Freundin, daher kannst du nur Ja sagen.«

Seufzend schüttele ich den Kopf.

»Bitte, bitte, bitte! Ich putz dann auch einen Monat lang das Bad.«

Ein kleines Lachen steigt in mir auf. »Was willst du denn?«

»Oh, das hatte ich noch gar nicht gesagt. Du sollst mitkommen.«

Ungläubig schaue ich sie an, bevor ich vehement den Kopf schüttele. »Auf gar keinen Fall. Was soll ich denn da? Ich kenn niemanden mehr.«

»Dann kann es dir doch auch egal sein.«

»Da muss ich dir recht geben, aber trotzdem Nein.«

»Bitte, bitte, bitte!« Sie faltet die Hände vor ihrem Körper zusammen, sieht mich mit ihren großen, sanften Augen an, die mich immer an ein Rehkitz erinnert haben. »Wie gesagt, einen Monat Bad putzen?« Sie zwinkert mir zu.

Ich verdrehe die Augen. »Em, wirklich. Ich würd ja alles für dich machen …«

»Dann tu es doch.«

»… aber das nicht.«

»Wieso nicht?«

Ich bin mir selbst nicht sicher, wieso ich so eine Abneigung empfinde, aber sie ist da. Ganz eindeutig. »Weil einfach so viel passiert ist.«

»Was ist denn passiert?«

»Na ja, mit Reid und so.«

»Du willst mir erzählen, dass du deiner besten Freundin nicht beistehen willst, weil vor fünfzehn Jahren mal was passiert ist?«

Ich reibe mir die Stirn. »Vielleicht.«

»Nichts kann so schlimm sein, dass es jetzt nicht verjährt ist.«

»Hm.«

»Wenn ich es nicht besser wüsste, würd ich sagen, dass du Angst hast.«

Ich starre sie wortlos an.

Sie lacht auf. »Das ist es? Die furchtlose Conley hat Angst?«

»Nein«, behaupte ich, aber selbst ich kann die Lüge in meiner Stimme hören.

»Ich wusste gar nicht, dass du so ein Feigling bist.«

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