Schritt für Schritt 2
Im ersten Teil habe ich euch von der Idee, der Recherche und meinem Exposé erzählt. Um einen neuen Verlag von einer Geschichte zu überzeugen, braucht man auch noch eine Leseprobe, damit der Verlag sieht, wie der Schreibstil ist, ob er zur Geschichte, zum Genre und zum Verlag passt, aber auch, um sich ein Bild davon zu machen, wie man die Ideen umsetzt, und welchen Ton die Geschichte hat.
Leseprobe
Die Leseprobe umfasst den Anfang der Geschichte, daher ist sie für mich eher schwer, denn ich brauche immer ein bisschen, um in eine Geschichte hineinzufinden. Es setzt ein wenig unter Druck, dass der Part, der mir am schwersten fällt, der ist, an dem Verlage festmachen, ob sie ein Projekt nehmen oder nicht.
Zum ersten Mal habe ich mit Aeon Timeline gearbeitet, um sicherzustellen, dass alle Ereignisse in der richtigen Reihenfolge geschehen. Für diese Geschichte habe ich zunächst die wichtigen historischen Ereignisse eingetragen (z.B. Ende des Ersten Weltkriegs, Pariser Friedenskonferenz, Entdeckung des Grabs von Tutanchamun), und um diese herum, habe ich meine Geschichte geschlungen. Normalerweise ist mein Tagesziel 3.000 Wörtern pro Tag. Bei diesem Projekt waren manche Tage mit 600 Wörtern aber schon sehr erfolgreich.
Wenn man zeitgenössische Liebesromane schreibt, weiß man im Grunde alles. Wir wissen, wie wir heute reden, was wir heute für verschiedene Dinge bezahlen, welche Ereignisse wir einbringen wollen. Bei einem zeitgeschichtlichen Roman ist es dagegen anders. Man muss alles recherchieren. Wie das Wetter an bestimmten historisch relevanten Tagen war, wie historische Persönlichkeiten, die eine Rolle spielen, ausgesehen habe, was sie anhatten, welche technischen Errungenschaften es bereits gab und in welchem Stadium sie waren. Dinge, wie: Wie lange braucht ein Auto 1920 für hundert Kilometer? Wie lange braucht die Post von A nach B? Oder wie ist der Modestil nach dem Ersten Weltkrieg? All diese Details recherchiere ich während des Schreibens, weswegen es länger dauert.
Vielleicht sagen manche, dass das doch nur Kleinigkeiten sind, aber ich finde, gerade solche Kleinigkeiten unterscheiden eine authentische Geschichte von anderen.
Agentin
Nachdem ich Exposé und Leseprobe habe, schicke ich beides an meine Agentin, die mir immer jede Menge Input gibt, wie man die Geschichte noch besser machen kann, an welchen Stellen ich schluderig gearbeitet habe, wo man die Message der Geschichte noch verstärken kann. Danach überarbeite ich beides, schreibe um, erweitere, streiche, bevor wir dann ein fertiges Produkt haben.
Buchmesse
Auf der Buchmesse stellt meine Agentin dann die Geschichte den Verlagen vor, von denen sie annimmt, dass es passen könnte. Die Verlage bekunden Interesse Exposé und Leseprobe zugeschickt zu bekommen, danach prüfen sie dann beides.
Wir sind bis zu diesem Zeitpunkt gekommen. Weiter geht es mit Schritt für Schritt zu dieser Geschichte, wenn es Neuigkeiten gibt, was aber länger dauern kann, denn schließlich bekommen Verlage Unmengen an Texten eingereicht, die sie alle sichten müssen.