Leseprobe: Lipstick & Kilts 2
Ich freu mich wahnsinnig, dass Teil 1 meiner neuen Reihe Lipstick & Kilts so gut angekommen ist! Vielen Dank für die Begeisterung und die ganzen tollen Rezensionen! Teil 2 erscheint am 2. Februar und ich bin schon aufgeregt, was du sagst. Hier ist das erste Kapitel:
Ainsley
»Ich hab dir Mittagessen in den Kühlschrank gestellt«, sage ich, während ich Akten in meine Tasche packe. »Wo ist mein Schlüssel?«, murmele ich vor mir hin.
»Ich weiß und in deiner roten Jacke«, erklärt Dawn, meine Teenager-Tochter.
»Was würde ich nur ohne dich machen?«, scherze ich.
»Das weiß ich auch nicht. Wir beide wissen, dass ich die Erwachsene im Haus bin.« Sie grinst mich an.
»Hab ich alles?«, frage ich mich leise, gehe in Gedanken noch einmal alles durch.
Heute beginnt ein neuer Auftrag. Ich gehe in ein neues Unternehmen, da will ich vorbereitet sein. Aber ich denke, ich habe alles.
Ich sehe auf, meine Tochter frühstückt ihre Lieblingsflocken. »Also Mittagessen ist im Kühlschrank, die Erlaubnis hatte ich unterschrieben. Hast du sie? Okay, und Granny kommt so um drei.«
Dawn verdreht die Augen. »Ich bin kein Baby mehr.«
»Ich weiß, aber sie ist einsam, und will was für uns tun.«
»Dann soll sie auf dich aufpassen«, mault sie.
Ich grinse sie an, bevor ich zu ihr gehe, ihr einen Kuss auf die Wange drücke, den sie abwischt, weil sie zu cool für Zuneigung ist. »Boah, Mum!«, protestiert sie.
»Ja ja, ich weiß, aber ich kann doch nichts dafür, dass ich dich so sehr liebe«, entgegne ich.
»Lässt du dann noch ein bisschen Geld da, damit ich mir ein Teilchen kaufen kann?«, fragt sie mit engelsgleichem Lächeln. Sie kann so lieb sein. Wenn sie will. Mit vierzehn will sie nur meistens nicht.
Ich seufze, hole mein Portmonee heraus und reiche ihr eine Zehn-Pfund-Note. »Gib aber …«, fange ich an, und sie fällt mit ein: »… nicht alles aus.« Dann grinst dieser kleine Frechdachs.
Amüsiert schüttele ich den Kopf. »Was soll ich nur mit dir machen?«
Sie zuckt die Schultern. »Du wolltest ein Kind, jetzt hast du es.«
Ich nehme meine Tasche. »Beste Entscheidung ever.«
Und das lässt sie tatsächlich nicht kalt, das kann ich sehen.
Auf dem Weg zum Auto denke ich an die Zeit, als ich mich tatsächlich entscheiden musste, ob ich sie bekomme oder nicht. Ich war siebzehn. Nicht mal mit der Schule fertig. Ein Kind zu bekommen, war das letzte, was auf meiner Agenda stand. Ryan, der Babyvater, hatte versprochen, dass er mir helfen würde, aber er war auch überfordert. Eine Abtreibung hätte alles erleichtert. Nur … ich konnte es nicht. Da war schließlich dieses kleine Wesen … Ein Teil von mir. Und auch wenn ich denke, dass jede Frau das Recht auf diese Entscheidung hat, war meine eben, mein Kind auszutragen. Zum Glück. Ich könnte mir ein Leben ohne diese Rabaukin einfach nicht vorstellen.
Und Ryan … er hat sein Versprechen wahr gemacht. Ist immer für unsere Tochter da. Er ist auch mit achtzehn kein Wochenend-Vater gewesen, der sein Kind nur alle zwei Wochen mal sieht. Nein, wir teilen uns das Sorgerecht, so richtig. Er ist schon einer von den Guten. Zumindest als Dad. Als Partner …
Ich steige in den Wagen, seufze, weil ich nicht darüber nachdenken will. Statt mich auf die Vergangenheit zu konzentrieren, denke ich jetzt an die Gegenwart. Und in dieser muss ich nach xyz fahren, etwa eine Stunde von Edinburgh entfernt, um einer neue Firma zu beraten. Eine Whisky-Destillerie. Das hatte ich noch nie. Aber ich mag Herausforderungen. Also nehme ich diese ebenfalls an.
Bram
Ich sitze in meinem Büro, tippe mit dem Kugelschreiber auf der Tischplatte herum. Eine Unternehmensberaterin! Pah! Grandpa hat so was nicht gebraucht. Wieso dann ich? Wieso? Ich bin ein Versager.
Ich höre die Stimme meines Kumpels Farlan, als würde er neben mir stehen: »Die Firma hat schon seit Jahren Probleme, die niemand angepackt hat. Es ist nicht deine Schuld.«
Aber so fühlt es sich an.
Vor einem Jahr ist Grandpa gestorben. Bis dahin hatte ich keinen Einblick in die Firma, aber von außen wirkte sie solide. Gordon Whisky ist eine Qualitätsmarke! Ein Qualitätsunternehmen. Florierend.
Aber als ich die Destillerie übernommen habe, musste ich feststellen, dass es nicht stimmte. Nein, florierend waren nur die ganzen Rechnungen, die Schulden, die Ausstände bei Lieferanten.
Ein Jahr habe ich gebraucht, um mir überhaupt erstmal einen Überblick zu verschaffen. Und dann stand ich vor einem Scherbenhaufen. Aber der letzte Wunsch meines Großvaters war es, dass ich dieses Unternehmen am Laufen halte.
Er hat niemals Hilfe angenommen. Diesen Fehler wollte ich nicht ebenfalls begehen, weswegen ich Farlan, immerhin Unternehmensberater, um Hilfe gebeten habe. Aber er hatte schon zu viele Klienten, weswegen er mir eine Kollegin empfohlen hat. Ainsley Vass. Gesehen habe ich sie noch nicht, aber nach seiner Beschreibung erwarte ich eine Bulldogge mit sabbernden Lefzen, die mit Befehlston den Laden auf Vordermann bringt.
»Sie ist da«, erklärt meine Cousine Fiona – genannt Fee –, als sie den Kopf zur Tür reinsteckt.
Ich seufze, stehe auf, zupfe an meiner Weste, die sich über meinen Brustkorb spannt. Vielleicht wäre es mal an der Zeit für neue Kleidung, denke ich, bevor Fee die Tür aufmacht und ein Supermodel durch selbige tritt.
Einen Augenblick kann ich nicht sprechen, habe das Gefühl, dass ich jetzt derjenige bin, der sabbert. Sie hat dunkelblonde oder hellbraune Haare – ich habe nie verstanden, wo da der Unterschied liegt –, ist groß, fast einsachtzig würde ich sagen. Sie trägt so einen Einteiler. Keine Ahnung, wie das heißt. Einen Blaumann, einen Overall. So was. Aber sehr viel heißer. Er schmiegt sich an ihre Kurven, aber nicht so, dass es nicht trotzdem professionell wirken würde. In ihrer Hand hält sie eine Tasche, die schon ein wenig abgewetzt wirkt. Ihre Füße stecken in hochhakigen Sandalen.
Aber das alles fällt mir nur so nebenbei auf. Mein Blick wird magisch von ihren grünen (???) Augen angezogen, die dezent geschminkt sind, aber so, dass sie auffallen. Der Ausdruck in diesen ist kompetent, intelligent und kühl. Genauso wie man sein muss, wenn man ein Profi ist.
»Sie müssen Bram Gordon sein«, sagt sie mit einer Stimme, die mir durch Mark und Bein geht. Aber nicht, weil sie so laut ist, sondern weil sie eine Sex-Hotline-Stimme ist. Fuck. Diese Frau könnte ein Vermögen als Camgirl machen. Oder am Telefon. Oder als Supermodel.
Sie hält mir die Hand hin, starrt mich fragend an. Ich schüttele den Kopf, sage mir, dass ich mich zusammenreißen muss, frage mich, ob ich mir den Mund abwischen muss. Gerade noch rechtzeitig ergreife ich ihre Hand, mache mich auf einen magischen Moment gefasst, der allerdings ausbleibt. Keine Funken, kein gar nichts, als ich sie berühre. Nur ihre professionelle Kühle, die sich auch auf ihren Handschlag auswirkt.
»Der bin ich«, krächze ich, bevor ich mich räuspere. »Sie müssen Ms. Vass sein.«
»Ganz genau.« Sie lächelt kurz, bevor sie sich umsieht.
»Bitte setzen Sie sich«, sage ich schnell.
Das tut sie dann auch, legt ihre Tasche auf die Beine, zieht eine Akte heraus. »Mr. Roy hatte mir bereits die ersten Akten gegeben, die ich mir angesehen hab.« Sie seufzt fast unhörbar. Ich bekomme es nur mit, weil ich sie fasziniert anstarre. »Es sieht nicht gut aus, und ich muss mir noch einen weiteren Überblick verschaffen, aber wir bekommen das hin.«
Ich mag, dass sie wir sagt. Ich will ein wir mit ihr sein. Unbedingt.
»Wir fangen heute so an, dass Sie mich einmal durch das Unternehmen führen, damit ich einen Eindruck bekomme. Eine Destillerie ist nicht unbedingt meine Expertise, daher müssen Sie mir helfen, zu verstehen, was das Herzstück ist, worum es geht.« Ich nicke, weil sie so aussieht, als würde sie eine Reaktion von mir erwarten. »Gut, und danach möchte ich tiefer einsteigen, will mir die Buchhaltung der letzten Jahre ansehen, mir anschauen, wo die Probleme liegen und wo wir Potenzial haben.« Wieder nicke ich, weil es mir angebracht scheint, nach ihrem auffordernden Blick.
Sie nimmt ein Schreiben aus der Tasche. »Ich hab das NDA (???) schon unterschrieben, und sie können versichert sein, dass ich niemandem irgendwelche Betriebsgeheimnisse verrate.«
»Nicht einmal Farlan?«, scherze ich.
»Nicht einmal Mr. Roy. Sie sind mein Klient.« Dabei schaut sie mich auf eine Art an, die mich ganz warm werden lässt. Ich bin ihr Klient. Das ist wie ein Ehrenabzeichen. So fühlt es sich an.
»Okay, sollen wir dann …?«, frage ich, stehe auf.
»Natürlich«, sagt sie, erhebt sich, streicht über ihre Beine. Ihre Tasche ist fest in ihrer Hand.
»Wollen Sie die Tasche hier lassen?«, frage ich.
»Nach dem Rundgang geh ich sofort an die Arbeit, dann hab ich alles dabei«, entgegnet sie.
Ich gehe voran zur Tür, halte sie offen für sie, deute auf die Treppe, auf die sie zu marschiert. Meine Cousine, die gleichzeitig meine Assistentin ist, macht goße Augen, zeigt zwei Daumen nach oben und flüstert ohne Ton: »Wow, sie ist heiß!«
Weil ich Sorge habe, dass Ainsley das mitbekommen könnte, mache ich eine abwehrende Handbewegung in ihre Richtung, die sie zum Lachen bringt. Gott sei Dank ist es leise. Sie kann auch ganz anders.
Wir gehen die Treppe hinunter, aus dem kleinen Verwaltungsgebäude hinaus. Kaum bin ich auf dem Hof, sehe ich, wie Angus, der Firmenkater, über selbigen sprintet, nur um sich an meine Beine zu schmiegen. Ich beuge mich hinunter, kraule ihm den Kopf.
»Das ist Angus«, sage ich zu Ainsley.
»Ein Kumpel von Ihnen?«, fragt sie und zum ersten Mal sehe ich ein echtes Lächeln auf ihrem Gesicht. Eines voller Wärme. Einen Augenblick fällt die professionelle Maske.
Ich bin nicht vorbereitet auf das, was ich da sehe. Wirkte sie vorher wie ein Haute-Couture-Supermodel, ist sie jetzt ein Victoria-Secrets-Engel. Aus der kühlen und starren Schönheit wird ein atemberaubender Mensch. Es hält nur ein, zwei Sekunden an, aber es brennt sich in mein Gedächtnis ein. Ainsley Vass ist wohl der schönste Mensch, den ich je gesehen habe.
Teil 2 kann bereits vorbestellt werden. Klick einfach hier. Und wenn du Teil 1 noch nicht kennst, findest du ihn hier. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen!