Schreiborte: Wo schreibe ich

Schreiborte Inspiration: Weltkarte mit Kamera, Fotos und Notizbuch

Eine der meistgestellten Fragen, die ich in Interviews bekommen habe, ist: Wo schreibst du eigentlich? Ich selbst hab mir noch nie Gedanken über die Schreiborte anderer Autor*innen gemacht, vielleicht, weil ich instinktiv weiß, dass wir alle unseren eigenen Weg finden müssen, und keiner dem anderen gleicht.

Menschen sind vollkommen verschieden, auch Autor*innen, daher gibt es welche, die in vollkommener Abgeschiedenheit schreiben, welche, die laute Musik hören und andere, die selbst bei dem größten Kindergeschrei konzentriert bleiben können. Daher gibt es mannigfaltige Antworten auf diese Frage, die von einem Ende des Spektrums (super leise) zum anderen (Jubel, Trubel, Heiterkeit) reichen.

Meine liebsten Schreiborte

Ich schreibe … überall. Ganz am Anfang hab ich immer im Bett geschrieben (oder auf der Arbeit, aber psst!), aber irgendwann hat mein Rücken gesagt: Hey, Annie, du bist nicht mehr so jung, das geht auf Dauer nicht gut (Spoiler: stimmt). Danach bin ich an den Schreibtisch gezogen, hab mir einen Sitzball gekauft, einen ergonomischen Stuhl, ein besonderes Sitzkissen … Und das benutze ich auch heute noch alles so. Aber ich hab das Gefühl, dass meine Kreativität da nicht so fließt. Vielleicht, weil es mich an Arbeit erinnert. Schreiben ist für mich aber vor allem Hobby (auch wenn ich davon lebe). Hobby im Sinne von etwas, das ein Amateur betreibt. Das Wort Amateur kommt vom lateinischen amare, was lieben bedeutet. Ein Amateur ist also jemand, der etwas liebt. Weswegen es für mich genau das beschreibt, was ich bin. Ein Amateur, der sein liebstes Hobby ausführt.

Daher wechsele ich meine Schreiborte und ziehe auch oft auf die Couch um, wo ich in einem Berg von Kissen sitze, ein Schneidebrett auf den Knien, auf dem mein Laptop steht (meine Mama hat dieses Bettchen übrigens tatsächlich für ein Schneidebrett gehalten und darauf Käse geschnitten, dabei ist es doch mein Laptoptisch!) und dann schreibe ich drauf los.

Früher ziemlich oft, seit Corona eigentlich nicht mehr, hab ich im Café geschrieben. Ich mochte diesen Trubel um mich herum, der aber gar nichts mit mir zu tun hatte. Schreiben ist manchmal ein einsamer Beruf, aber so hatte ich das Gefühl, dass ich in einer Art Büro sitze, Kolleg*innen hab, die mal hier hin und mal da hin flatterten, ein bisschen Musik, ein bisschen Gesprächsfetzen, aber nicht ablenkend (ich kann zum Beispiel keine deutsche Musik zum Schreiben hören, weil mich dann die Wörter und Sätze verwirren). Es war traumhaft!

Wo ich schon geschrieben hab

Und dann noch am Strand, im Van, im Hotel etc. Aber das hat in den letzten zwei Jahren auch eher selten stattgefunden. Also, im Van schon, aber die restlichen Orte waren gestrichen. Dabei hab ich tolle Geschichten an fremden Schreiborten geschrieben! Oder sagen wir Geschichten, denn ihr müsst entscheiden, ob sie toll sind oder nicht.

Hotel in San Diego: Hier hab ich das Ende von The number of breaths geschrieben und sooooo geheult. Das war das erste Mal, das ich bei einer Geschichte so richtig weinen musste.

Strand in Thailand: Hier hab ich There have always been fairy tales geschrieben (den Anfang hatte ich aber schon in San Francisco geschrieben, weil es quasi mein Reisebericht ist). Das war maximal ablenkend, weil ich lieber den ganzen Tag in den Wellen verbracht hätte.

Das Haus meiner Freundin in Kentucky: Hier hab ich das Ende von Küss den Cowboy geschrieben, während Margaret mich in die Feinheiten der amerikanischen Küche einweihte, z.B. frittierte Snickers oder Donuts mit Bacon.

Hotelzimmer auf Bali: Meine arme Freundin musste zwei Tage allein am Strand verbringen, weil ich noch das Ende von Küss die Ranchhand schreiben musste. Ich hoffe, sie hat mir das verziehen.

Okay, hier höre ich mal auf, weil es einfach zu viele Orte gibt, an denen ich schon geschrieben hab. Eigentlich wollte ich nur sagen: Ich bin flexibel in der Wahl meiner Schreiborte. Während Corona hab ich mich daran gewöhnt, nur zu Hause zu schreiben, und das, was mich früher gestört hat, nämlich die Stille, fühlt sich gar nicht mehr so furchtbar an.

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